Die Apokrypehn sind Erzählungen des späteren
Judentums vorchristlicher Zeit und liegen, abgesehen
von dem Buch Jesus Sirach, das man inzwischen
auch in Hebräisch gefunden hat, nur in Griechisch
vor. Ihre Entstehung fällt etwa in die Zeit
des 2 Jahrhunderts vor bis 1. Jahrhundert nach
Christus, also in die zwischentestamentliche Periode.
Die Bezeichnung Apokryphen ist nur im protestantische
Raum gebräuchlich. Die Katholiken nenn sie
deuterokanonische oder nachkanonische Schriften.
Das ist u.a. auch deswegen ein wichtiges Thema,
weil die römisch katholische Kirche eine
Reihe alttestamentlicher Apokryphen als kanonisch
betrachtet, so daß man diese Schriften wohl
in den katholischen, nicht aber in den meisten
evangelischen Bibelausgaben findet.
Zu den von der Kirche Roms als inspiriert ausgegeben
Schriften gehören:
1. Makkabäerbuch: historisch von Interesse,
weil es den Kampf der Juden gegen Antiochus Epiphanes
von Syrien schildert.
2. Makkabäerbuch: ein paralleler, allerdings
schon sehr legendenhaft ausgeschmückter Bericht
des Aufstands der Juden gegen die Syrer zur Zeit
der Diadochen.
Das Buch Tobit (Tobias): eine ebenso wundervolle
wie naive Erzählung.
Judith: die Geschichte einer Witwe, voll heroischer
Ausschmückung und voller historischer Fehler.
So wird z.B. Nebukadnezer als König über
die Assyrer in Ninive (Kap. 1,1) beschrieben.
Doch Nebukadnezer war König in Babylon über
die Babylonier und Ninive war um diese Zeit bereits
zerstört. Die Grundmaxime des Buches ist,
daß der Zweck die Mittel heiligt.
Anhänge zu Esther: Sechs Einschübe
verschiedenen Inhalts enthält dieses Buch.
Es sind populäre Nachträge, die das
Fehlen des Gottesnamens im Buch Esther wieder
wettmachen sollen.
Anhänge zu Daniel: Es sind später hinzugefügte
Legenden: Susanne und Daniel, Vom Bel zu Babel,
Vom Drachen zu Babel. Sie bilden Kapitel 13 und
14 im Buch Daniel in der katholischen Bibel. Ab
Kap. 3,23 ist noch eingefügt das Gebet Asarjas
und der Gesang der drei Männer im Feuerofen.
Auch hier ist die fromme Phantasie den Schreibern
durchgegangen.
Die Weisheit Salomos ist der Versuch, hellenistisches
und jüdisches Denken bzw. Weisheit miteinander
zu versöhnen.
Das Buch Jesus Sirach hat viele praktische und
geistliche Lebensregelen und ähnelt von daher
dem Buch der Sprüche. Es wird auch von den
Protestanten gerne zitiert.
Das Buch Baruch: obwohl frühestens 150 v.
Chr. entstanden, behauptete es von sich, von dem
Schreiber Jeremias Baruch zu stammen. Es enthält
ein nationales Sündenbekenntnis.
Der Brief des Jeremia ist als 6. Kapitel dem
Baruchbuch in den katholischen Bibeln angefügt.
Im Zuge der Gegenreformation wurden beim Konzil
zu Trient 1546 diese Apokryphen für kanonisch
erklärt, d.h. als göttlich inspirierte
Schriften deklariert und alle, die dies ablehnen,
mit einem Bann belegt. Er sei anathema (verflucht).
Damit hat Rom auch Hieronymus unter einen Bann
getan, denn für ihn waren dies märchenhafte
Geschichten. Er weigerte sich sogar, diese Bücher
ins Lateinische zu übersetzten und sie wurde
erst nach seinem Tode der Vulgata
zugefügt.
Der Grund warum die katholische Kirche diese
Schriften als heilig erklärte, sind die darin
enthaltenen unbiblischen Aussagen, die den Irrlehren
Roms eine scheinbare biblische Basis verleihen.
Z. B. erwähnt das 2. Makkabäerbuch Gebet
für Tote. Das Buch Judith hat als Devise,
„der Zweck heiligt die Mittel“. Dies
war und ist die bevorzugte Taktik der Jesuiten.
Dann finden sich in diesen Büchern manchmal
historische Fehlangaben, legendäre Ausschmückung
und streckenweise schwerwiegende dogmatische Irrtümer.
Von daher überrascht es nicht, daß
die jüdische Gemeinde sie nie als kanonisch
betrachtet hat. Das Neue Testament zitiert sie
an keiner Stelle.
Doch immer wieder hat es Versuche gegeben, die
Apokryphen in die Bibel als inspiriert einzufügen.
Wären diese Schriften wirklich kanonisch,
wäre die Bibel ein Märchenbuch. Wir
hätten beispielsweise im Buch Judith nicht
nur historische Irrtümer, sondern auch, wie
erwähnt, die unethische Maxime, "der
Zweck heiligt die Mittel", die aber zutiefst
jesuitisch ist. Im Buch Tobias findet sich lupenreiner
Aberglauben. Dort wird Fischleber auf glühende
Kohlen gelegt, um damit böse Geister zu vertreiben
(Tobias 6,9 u. 20). Schon Hieronymus erklärte,
daß er die Geschichte von Susanne und den
Gesang der drei Männer im Feuerofen verwerfe
und die Bücher Bel und der Drache als Fabel
betrachte.
Doch kann Rom überhaupt bestimmen, welche
Bücher inspiriert oder nicht inspiriert sind?
Gemäß Röm. 3,2 "ist den Juden
anvertraut, was Gott geredet hat". Bezüglich
der Schriften des Alten Testaments ist folglich
nicht die katholische Kirche zuständig, die
damals noch gar nicht existierte, auch nicht lutherische
Theologen und Doktoren oder der Weltkirchenrat,
sondern das Volk der Juden. Für sie nun gilt
Maleachi als das Siegel der Propheten. Bei der
Synode zu Jamnia (Jabne) ca. 90 nach Christus
wurde von den Rabbinern der Kanon so festgelegt,
wie er heute in den protestantischen Bibeln zu
finden ist. Daran ändern keine Konzilien
etwas noch irgendwelche Päpste oder ökumenische
Gremien. Röm. 3,2 klärt ein für
allemal, wer hier wirklich das Sagen hat und für
das Alte Testament zuständig ist.
Alexander Seibel
Quellen:
„So entstand die Bibel...“
Fritz Rienecker/Gerhard Maier „Lexikon zur Bibel“