Der Traum schien in greifbare NĂ€he gerĂŒckt zu sein. Hier kann sich der Mensch mit einer buchstĂ€blich titanischen Leistung ein Denkmal setzen, denn dieses Schiff war riesig, gröĂer als alles bis damals Gebaute, das schwimmen konnte. Dieses Schiff galt als unsinkbar und symbolisierte den Anspruch des Menschen, sein eigener Herr zu sein, der niemandem mehr unterworfen
ist. âGott selbst könnte dieses Schiff nicht versenkenâ, hieĂ es. Der freien Fahrt in die menschliche Autonomie und UnabhĂ€ngigkeit schien nichts mehr im Wege zu stehen. So ist der
10. April 1912Â ein besonderes Datum in den Annalen der Seefahrt aber auch in der Geschichte der Menschheit.
Kaum ein Ereignis hat die GemĂŒter der Menschen so bewegt und Anlass gegeben fĂŒr Legenden und TrĂ€ume wie der Untergang dieses sagenhaften Luxusdampfers. James Cameron, Regisseur des
Films âTitanicâ stellte fest: Was an Bord des Schiffes geschah, spiegelt die menschliche Neigung wider, die RealitĂ€t nicht wahrnehmen zu wollen. Sie sagten: âDieses Schiff kann
nicht sinken.â In Wahrheit meinten sie: Wir werden niemals sterben. Insofern ist die âTitanicâ eine Metapher auf die Unabwendbarkeit des Todes. Wir fahren alle auf der âTitanicâ, ohne
es zu wissen.
Man ignorierte offensichtlich auch die Warnungen. John Phillips, der selbstsichere Funkoffizier dieses damals gröĂten Schiffes der Welt, sagte der in der NĂ€he weilenden California
nach der sechsten Eisbergwarnung "Shut up (halt den Mund)". Im Angesicht des Todes rief er: "Gott, vergib mir! Gott, vergib mir!â
Die Titanic sank 2 Stunden und 40 Minuten, nachdem sie am 14. April 1912 einen Eisberg gerammt hatte. In dieser Zeit spielten sich beispiellose Szenen ab. Menschen wurden zu Helden
aber auch zu Feiglingen und Monstren.
Der Erbauer der Titanic verbrachte die letzten Minuten seines Lebens im Raucherzimmer, wo er auf ein WandgemÀlde mit der Bildunterschrift starrte: "Die kommende neue Welt".
Frau Rosa Abbott, einzige Ăberlebende von denen, die ins Wasser fielen, berichtete, wie sie unter Wasser gedrĂŒckt wurde von jemandem, der auf sie kletterte und sie beinahe ertrĂ€nkte.
Bruce Ismay war Teilbesitzer der Titanic und ein geschĂ€ftsfĂŒhrender Direktor der White Star Company, die das Schiff gebaut hatte. Er war es, der dafĂŒr verantwortlich war, dass sich
nicht mehr Rettungsboote auf der Titanic befanden. Er wurde zum schmachvollsten Mann zur See seit KapitÀn Bligh. Er kletterte in ein Rettungsboot.
Daniel Buckley verkleidete sich als Frau in dem Versuch, einen Platz im Rettungsboot zu erlangen.
Isador Straus, Frau eines wohlhabenden GeschĂ€ftsmannes, sagte zu ihrem Mann: âWo du hin gehst, gehe ich auchâ. Sie half ihrer Dienerin in das Boot Nummer 8 und legte ihr ihren
Pelzmantel um die Schultern mit der Bemerkung: âHalten Sie sich warm. Ich werde ihn nicht mehr brauchenâ.
Beeindruckend sind auch die Worte einer anderen Ăberlebenden, Eva Hard, die sich erinnert: âAls meine Mutter las, das Schiff sei unsinkbar, sagte sie: âDas darf kein Mensch von einer
Sache, die er schafft, sagen. Das ist Gott versuchen.â Sie behielt ihren Mantel die ganze Zeit an, schlief tagsĂŒber und wachte nachts. Als dann diese unheimliche ErschĂŒtterung das
Schiff durchzog, wuĂte sie gleich: Es ist etwas passiert, und wir waren die ersten am Deckâ.
Ca. 50 Minuten spielten sich in dem eiskalten Wasser dramatische Ereignisse ab. Ein Ăberlebender, Oberst Archibald Gracic nannte dies, âdie ergreifendsten und schlimmsten Szenen
von allen. Die mitleiderregenden Hilferufe derer um uns hallen immer noch in meinem Ohr und ich werde sie bis zu meinem Todestag nicht vergessen.â
In diesen 50 Minuten kÀmpfte auch John Harper gegen den nassen und kalten Tod. Er war ein hingegebener Mann Gottes, der von dem Wunsch beseelt war, den Menschen das rettende Evangelium
von der Gnade Gottes in Jesus Christus weiterzusagen. Im Wasser rudernd driftete ein Passagier an ein Brett geklammert auf John Harper zu. Er rief zu dem SchiffbrĂŒchigen, âsind Sie
gerettet?â (nĂ€mlich in Hinblick auf das Urteil Gottes beim letzten Gericht). Die Antwort war âNein!â âHarper rief, âglaube an den Herrn Jesus, so wirst du gerettetâ (Apostelgschichte
16,31). Bevor der Mann antworten konnte, trieb er in die Dunkelheit hinein. SpĂ€ter brachte sie die Strömung wieder zusammen. Noch einmal rief der sterbende Harper, âsind Sie gerettet?â
Wiederum lautete die Antwort âNeinâ. Harper wiederholte die Worte von Apostelgeschichte 16, 31. Der Mann wurde spĂ€ter durch die Rettungsboote der Carpathia aus dem Wasser gezogen.
In Hamilton, Ontario, bezeugte dieser Ăberlebende, daĂ er John Harpers âletzter Bekehrterâ war.
Nach dem Untergang der Titanic stellte das BĂŒro der White Star Company in Liverpool zwei groĂe Tafeln auf den beiden Seiten des Eingangs auf. Auf der einen stand "Known to be
saved" (bekannt als gerettet), auf der anderen "Known to be lost" (bekannt als verloren).
Und das ist nun die eigentliche Kategorie vor Gott, die wahre âZweiklassengesellschaftâ. Als die Titanic losfuhr, gab es drei Klassen von Menschen auf diesem Schiff. Die High Society,
die Mittelschicht und das einfache Volk der 3. Klasse. Als die Titanic unterging, gab es nur zwei Arten von Menschen. Wie viele MaĂstĂ€be, Unterschiede und Kategorien hat doch die Welt?
AuĂenseiter oder etabliert, einflussreich, wohlhabend, gebildet oder nicht. Am Ende zĂ€hlte dies alles nicht mehr. Nicht arm oder reich, einfach oder adelig, Punker oder Etablierter,
Hippie oder NormalbĂŒrger, Mann oder Frau oder sonst etwas war nun von Bedeutung. Was zĂ€hlte war, ob ein Mensch mit Gott versöhnt und damit gerettet war fĂŒr die Ewigkeit oder nicht.
Es gab nur diese zwei Kategorien von Menschen: Gerettet und verloren, solche auf dem breiten Weg in die Verdammnis und solche auf dem schmalen Weg ins ewige Leben. Genau darum geht
es im Evangelium von Jesus Christus. Wer an Ihn glaubt, erhĂ€lt Vergebung der SĂŒnden kommt deswegen nicht in das Gericht Gottes, sagt die Bibel. Zu welcher Kategorie gehören Sie?
Alexander Seibel