Stellungnahme zu einem Seminar von John &
Paula Sandford
Ich muß gestehen, daß ich lange gezögert habe, eine Stellungnahme zu diesem Seminar von John & Paula Sandford, gehalten in Winterthur vom 29. Mai bis 1. Juni
90, abzugeben. Doch weil ich von mehreren Seiten darum gebeten worden bin und demnächst (19. bis 22. Mai) wieder ein Seminar über Innere Heilung im Zentrum Arche abgehalten
werden soll, habe ich mich zu diesem Schritt durchgerungen.
Insgesamt habe ich auf Kassette acht Vorträge gehört, die solche Themen wie "Der schlummernde Geist", "Heilung vorgeburtlicher Wunden",
"Innere Heilung vorgeburtlicher Wunden"
usw. umspannten. Die Zitate habe ich mir aus dem Englischen wörtlich mitgeschrieben, um genau dokumentieren zu können und werden hier einfachheitshalber gleich Deutsch in
Anführungszeichen wiedergegeben.
Beim einleitenden Gebet zu dem Thema "Innere Heilung vorgeburtlicher Wunden" (die Kassette trägt die Nummer 10), sagt John Sandford folgendes: "Wir sind dankbar,
daß du (gemeint ist Jesus, Anm.) imstande bist, zu jedem Moment unseres Lebens zu kommen. Daß du imstande bist, in die Gebärmutter hineinzureichen, als wir dort waren
und uns dort mit Heilung anzurühren. Wir ruhen darin oh Herr!"
Zu dem Thema Innere Heilung schreiben John Ankerberg und John Weldon: "Innere Heilung ist eine Form der Seelsorge, wo man versucht, die schädlichen Erinnerungen der Vergangenheit
zu korrigieren, indem man sie in der Gegenwart durch Visualisierung oder andere Techniken neu durchlebt, wobei man Jesus öfters als einen "inneren Ratgeber oder "inneren
Führer" verwendet. Es ist eine Methode, die größtenteils auf den Theorien von Freud und Jung und oft auf den Praktiken religiösen Mystizismus basiert. Es
ist in die Gemeinden eingedrungen durch Jungscheu Therapeuten, durch Laien wie Agnes Stanford, dem Episkopaten Priester Morton Kelley,...Dennis und Rita Bennett, Paul Yonggi Cho, Pater
Francis MacNutt und Ruth Carter Stapleton. Es hat auch Eingang in die Kirche durch andere katholische und protestantische Charismatiker und durch christliche Psychologen und Parapsychologen
gefunden. Das Problem der Inneren Heilung besteht darin, daß sie auf der unbewiesenen Annahme eines unbewußten Geistes (mind) beruht, der in besonderer Weise funktioniert,
da er in einer angeblich natürlichen Verbindung mit Gott stehen, oder ein Teil von Gott sein soll. Dieser unbewußte Geist ist das Mittel, Jesus zu begegnen und geheiligt
zu werden. Abgesehen davon, daß man Christen für die okkulten Theorien von Jung öffnet, kann Innere Heilung sie für das Okkulte selbst via innerer Führer,
die in Wirklichkeit Dämonen sind, öffnen."1
In dem Buch Innere Heilung schreibt Betty Tapscott:
"Innere Heilung ist Psychotherapie plus Gott."2
John Sandford gibt unumwunden zu, wie es sich um neue Offenbarungen handelt. "Wir lehren
über das Thema vorgeburtlicher Wunden und Sünden...Das erklärt zwei überraschende Sachverhalte: Der erste ist, daß wir sündigen können und sündigen,
bevor wie geboren sind. Der zweite ist, daß wir einen persönlichen Geist haben, der seinen eigenen Sinn hat, sogar bevor unser Gehirn sich gebildet hat, und daß
in diesem persönlichen Geist wir bereits Dinge begreifen und auch falsch entscheiden und somit sündigen können. Natürlich hält Gott ein Kind im Mutterleib
nicht so verantwortlich wie einen Erwachsenen später... Dennoch können wir in der Gebärmutter sündigen und wir tun es auch."
Dies sind Behauptungen, die durch nichts bewiesen sind und mehr an ein tiefenpsychologisiertes Karmadenken denn an die Lehren der Bibel erinnern. Auch verwundert es, daß man
von solchen Erkenntnissen erst jetzt vernimmt und nie etwas nur entfernt Ähnliches in den Erweckungsberichten vergangener Jahrhunderte gelesen hat.
Erklärt werden diese neuen Einsichten folgendermaßen:
"Es sind Themen, die sehr viel Offenbarung enthalten...Ich denke es ist wunderbar, daß
in dieser Zeit der Herr uns die Geheimnisse des Königreichs eröffnet und uns in einer Weise ausrüstet, die andere früher nicht kannten." Hier wird man an ein
Zitat von Spurgeon erinnert: "Es gibt nichts Neues in der Theologie, außer das, was falsch ist."
Fast alle charakterlichen und Beziehungsprobleme wie sündige Gewohnheiten und fleischliche Verhaltensmuster werden durch vorgeburtliche Ereignisse interpretiert. So erklärt
das Ehepaar Sandford auf Kassette Nr. 11: "Das Baby in der Gebärmutter bestimmt, wann es geboren wird. Und das Baby sendet eine Botschaft an den Leib der Mutter und diese
Botschaft bewirkt bei der Mutter die Geburtswehen. Und man hat herausgefunden, falls die Geburt künstlich eingeleitet wird, das Baby böse sein kann, weil man dem Baby nicht
gestattet hat, seine eigene Geburtszeit zu wählen. Und einige Leute, die schnell böse werden, haben dieses Problem, weil sie in Bewegung gesetzt wurden zu einer Zeit, als
sie nicht geboren werden wollten. Unser Sohn Loren wurde drei Wochen zu früh geboren und die Wehen begannen, während Paula Baseball spielte. Loren hatte immer eine unverständliche
Abneigung und Haß gegen Baseball, weil es Baseball war, das ihn zu früh auf die Welt gebracht hat. Und als wir für Lorens innere Heilung beteten, verließ ihn
sein Haß
auf Baseball."
Geheilt werden diese Probleme, indem nun Jesus gebeten wird, in dieser vorgeburtlichen Situation das Baby anzurühren und zu jene traumatischen Erfahrungen durch seine Gegenwart
zu heilen. So lautet ein Gebet zur inneren Heilung folgendermaßen:
"Herr, wir bitten dich, in unsere eigene Erfahrung in der Gebärmutter hineinzukommen und fange an, Offenbarung für die Heilung zu geben. Hilf uns zu verstehen, was dort
geschah und klar zu erkennen, wie wir reagiert haben und dann hilf uns miteinander zu beten..."
Noch offensichtlicher wird die Grenzüberschreitung, wo der Mensch über Gott verfügt und mit der Berufung auf Gottes Allgegenwart sich jenseits von Raum und Zeit stellt,
durch folgendes Gebet von John Sandford zur inneren Heilung von Frauen, die abgetrieben haben: "Laß
jetzt deinen Dienst an ihnen wirksam werden...Befähige sie, sich selbst zu vergeben. Und wir danken dir, daß dies auch Auswirkungen auf das Kind hat und auch beginnt, das
Kind zu heilen, wo immer das Kind jetzt ist. Das ist eine theologische Sache jenseits unseres Verständnisses... Und so danken wir die Herr, daß du sowohl die Mutter als
auch das abgetriebene Kind heilst."
Dies erinnert an katholische Vorstellungen, wo durch die Messe an Lebenden und Toten Sündenver-gebung bewirkt werden kann. Hier ist es ein Gebet, daß
nun bereits Verstorbenen (abgetriebenen Kindern) Heilung bringen soll. Diese Vorschläge wurden aber nicht etwa in der Katholischen Kirche ausgebreitet, sondern in Kreisen, die
sich besonders geisterfüllt und evangelikal nennen.
Die erschütternde Durchblickslosigkeit wird noch deutlicher durch folgende Berichte, wo John Sandford erzählt: "Ein junger Mann war erfüllt mit dem Heiligen Geist
und besuchte die Kirche jeden Sonntag und er liebte seine Frau...Und hin und wieder ging er aus und beging Ehebruch mit offensichtlich keinem Sündenbewußtsein...In dieser
Zeit folgten wir den Spuren geistlicher Leiter. Das waren Lehrer und Evangelisten die von Ort zu Ort reisten und in beinahe jedem Ort, in dem sie wirkten, sind sie mit Frauen ins Bett
gestiegen. Der Herr hat wirkliche Wunder durch sie gewirkt. Leute wurden tatsächlich geheilt, andere hatten Jesus als Herrn und Heiland angenommen und Leute wurden mit dem Heiligen
Geist erfüllt. Aber das moralische Leben dieser Leute war ein Trümmerhaufen...Und Gott kann ein vollkommenes Wunder wirken durch jemanden, der ein Sünder ist, aber wir
begriffen nicht, warum diese Leute kein Gewissen hatten..." Er berichtet darauf, wie er den Herrn inständig um Hilfe anflehte, um eine Antwort zu bekommen. Und die Antwort
des Herrn: "Diese Männer haben keinen erweckten persönlichen Geist, ihre Geister schlafen!"
(Kassette Nr. 16).
Nun erkennt man bekanntlich an der Frucht den Baum und die Bibel warnt uns, daß am Ende der Tage die Gläubigen nicht unbedingt Zeichen und Wunder vollführen, wohl
aber, wenn möglich, durch Zeichen und Wunder verführt werden (Mt. 24,24). Hier aber wird eine Definition gegeben, die der ganzen Bibel unbekannt ist. Es ist nicht Sünde
oder fleischlicher Wandel, sondern angeblich ein schlafender Geist, weswegen diese
"geisterfüllten" Männer so handeln.
Es ist nun die Aufgabe der Seelsorger, diesen schlafenden Geist zu erwecken. Um welchen Geist es sich hier wirklich handelt, wird auch durch folgende Ausführungen deutlich:
Nachdem behauptet wird, wie bei erweckten Christen beim Sexualakt der Heilige Geist durch den Geist des Partners in jede Zelle fließt, erklärt John Sandford: "Frauen,
es gibt eine Kraft, die fließt direkt aus eurer Brust und sie ist da, euren Mann zu erquicken. Es hängt nicht von der Größe (des Busens) ab. (Im Hintergrund ist
fröhliches Gelächter zu vernehmen, Anm.)...Drücke einfach deine Brust gegen ihn und klammere dich eine Zeitlang an ihn und wisse, daß die Kraft von Gottes Geist
durch deinen Geist in ihn fließt und ihn segnet. Wir möchten noch etwas sagen, und dies ist, daß Kleider gegen die Elektrizität des Geistes isolieren und so ist
unser heiliger und geistlicher Rat: Pyjama sollen am Betthaken hängen wenn das Feuer da ist." Dann erzählt Paula Sandford, wie ihr Mann einen
ähnlichen Rat bei einer Konferenz in Kalifornien gegeben hatte. Am nächsten Tag lagen auf der Veranda der Hütte Berge von Pyjamas und Schlafanzügen. Quittiert wird
dies alles mit anhaltendem Gelächter. Danach überrascht es kaum noch, daß Paula Sandford feststellt:
"Wir haben hier wirklich nichts Tröstliches für die Unverheirateten zu sagen."
Hier wird die zutiefst magische Vorstellung, die in charismatischen Kreisen über das Wirken des Heiligen Geist vorhanden ist, fast schon greifbar. Der Heilige Geist wird durch
Glaube (Gal. 3,1-3) und nicht durch das Aneinanderpressen von Körpern oder den Sexualakt vermittelt. Dies erinnert vielmehr an unreine Geister (1. Kor. 6,16-17), bzw. an die Mysterienreligionen,
wo der Geschlechtsakt als heilige Größe zur Vertiefung mit der Gottheit empfohlen wird. Es sind solche Lehren erschütternde Belege für einen Dammbruch des Heidentums
in christlicher Tarnung in die Reihen der heutigen Gemeinden.
Auf Kassette Nr. 18 beruft sich John Sandford auf die Stelle in Hebr. 7, besonders den 10 Vers, der besagt, daß Levi, der seinem Vater Abraham noch geboren werden sollte, wörtlich,
noch in den Lenden seines Vaters war. "Dies ist jenseits meines Begreifens... Er war noch in seinen Lenden...Abraham war der Urgroßvater Levis. Und durch ihn nimmt er an
dem Zehnten Anteil, der Melchisedek bezahlt wird...Das ist erstaunlich."
Sandfords Theorien ähneln verblüffend einem deterministischen Karmadenken, wo durch gewisse Ereignisse der Embryo im Mutterleib schon vorprogrammiert wird. Weltliche Psychologen
und Hypnotiseure gehen noch einen Schritt weiter und erklären unsere jetzigen Probleme durch Seelenwanderung, Ereignisse die uns in einem früheren Leben geprägt haben
und jetzt ihre Auswirkungen zeigen. Ein bekanntes Beispiel ist Thorwald Dethlefsen, der dann Heilung durch Reinkarnation empfiehlt. Diese Dämonenlehren finden im Rahmen der Psychologie
einen besonders fruchtbaren Nährboden.
Solche Aussagen im christlichen Raum wären nun doch (noch) zu unbiblisch. Aber in dieser subtilen Weise mit Berufung auf jene Stelle im Hebräerbrief, landen wir nun ebenfalls
bei so etwas wie einem präexistenten menschlichen Bewußtsein, und zwar lange, bevor die betreffende Person gezeugt worden ist.
John Sandford berichtet danach nämlich von gewissen Ereignissen in seinem Leben, die sich am besten durch solch eine Präexistenz erklären lassen. Er erzählt: "Und
dann, als ich den Heiligen Geist empfing, sandte der Herr Paula und mich bald darauf mindestens so viel unter Katholiken wie unter Protestanten Dienst zu tun. Und als ich die erste
katholische, charismatische Messe besuchte, jubelte mein Geist. Alles in mir sagte, ich bin zu Hause. Bis heute ist die Art der Anbetung, die ich am meisten liebe, eine katholische
Messe. Und ich konnte nicht begreifen, woher das kam. Ich war immer ein Protestant." Er führt dann weiter aus, wie er in einer Stadt in Ohio eine katholische Kirche betrat,
die Kirche der heiligen Maria. "Als ich in den Altarraum trat, kam eine Salbung über mich, so gewaltig, wie ich sie niemals vorher erlebt habe. Ich dachte, ich werde direkt
in den Himmel entrückt und habe mir schon ausgemalt, wie ich durch das Dach komme, ohne mir den Kopf anzuschlagen. Und meine Tochter fragte mich: Dad, was geschieht mit dir? Ich
sagte, ich weiß es nicht...und so beteten wir für die Heilung des katholisch protestantischen Risses in der ganzen Kirchengeschichte."
Als er seiner Mutter davon berichtet, verrät sie ihm, daß all seine indianischen Vorfahren ergebene Katholiken waren. "Habe ich die Liebe für die katholische
Kirche empfangen, weil es zu meinem Erbe gehörte? Und war ich in den Lenden der Vorfahren meiner Mutter?...Ich weiß es nicht?"
Nun sind die geschilderten Phänomene wie das Empfinden, durch die Kirchendecke zu schweben, bald schon die klassischen Erfahrungen der Mystiker,
ähnlich einem Carl Friedrich von Weizsäcker, der nun nicht im katholischen Altarraum, sondern am Grabe eines Gurus in den inneren Schwebe- und Seligkeitszustand übergeht.
Typisch sind auch die Auswirkungen, nämlich der große
ökumenische Umarmungsprozeß. Bei Weizsäcker der Konziliare Prozeß, der nun alle Religionen umfassen soll, bei den Sandfords die Heilung des Risses, den die Reformation
bewirkt hat.
Es steht uns nicht zu, über die Motive zu richten, aber hier findet man bald einen Anschauungsunterricht für Dämonenlehren. Dieser ökumenische Sog zurück
zur katholischen Einheitskirche wird immer offensichtlicher. Auf dem Gemeinde Kongreß in Nürnberg, November 1991, war neben Peter Wagner einer der Hauptredner und Versöhnungsreferenten
Friedrich Aschoff, 1. Vorsitzender der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der EKD. In ihrer Zeitschrift Gemeinde Erneuerung, in der letzten Nummer des Jahres 91, lobt im Vorwort Pfarrer
Aschoff das wunderbare Wirken des Heiligen Geistes bei diesem Treffen in Nürnberg. Im selben Heft ist ein Artikel über Erlebnisse besonderer Art mit Maria. So berichtet eine
Frau von einem visionären Traum, in dem ihr Maria erschien: "Ich bin in Tränen aufgelöst, völlig fassungslos. Doch aufgrund ihrer beruhigenden Gegenwart steigt
plötzlich ein innerer Lobgesang in mir auf. 'Ave Maria' heißen die beiden Worte, die ich nun unablässig in meinem Herzen bewege. Sie legt ihren Mantel um mich und berührt
mich vorsichtig an der Hüfte. Ein mächtiger Kraftstrom geht von dieser Geste aus ...Durch diese traumhafte realistische Begegnung ist mir Maria sehr vertraut geworden"3.
Gleich darauf ist eine Gebetserfahrung geschildert, die unter der Überschrift "Geheime Gebete unter dem Marienbild" steht. In einem Heim bei katholischen Nonnen betet
die Betreffende unter einem schönen Ölbild der Maria.
"Eines Tages wurde ich im Schlafsaal in ein anders Bett verlegt und konnte nicht mehr unter dem Marien-Bild beten. Darüber war ich sehr traurig ...Denn die Gebete unter dem
Mariengemälde waren mein großes Geheimnis." Danach schildert sie eine Vision, wie ihr Jesus mit ausgebreiteten Armen erscheint. "Obwohl ich durch meine Heirat
inzwischen evangelisch geworden bin, kommen mir gerade in notvollen Situationen häufig die katholischen Mariengebete der Nonnen in den Sinn."4
Es dürfte ein Phänomen unserer letzten Tage sein, daß sich so etwas geistlich und evangelikal nennen kann.
Eine der ersten weltberühmten Wegbereiterinnen für diese Lehre der Inneren Heilung war Ruth Carter-Stapelton. So heißt es auf der Rückseite von Tapscotts Buch
Innere Heilung: "Betty Tapscott, die Verfasserin dieses Buches, wurde auf dem Gebiet der inneren Heilung von Gott segensreich gebraucht, wie andere so bekannte Menschen wie z.
B. Catherin Marshall, Agnes Sanford, Ruth Carter-Stapelton u.a." Letztere war dafür bekannt, daß
sie bei ihren Seminaren für Innere Heilung, wenn sie es mit Katholiken zu tun hatte, statt Jesus Maria als inneren Führer (Inner Guide) empfahl.
Die "Heilungserfolge" waren bei "Maria"
mindestens genauso beeindruckend, wie Seminare, wo man "Jesus" visualisierte.
Die okkulte Verflechtung wird aber bei den Sandfords noch in anderer Weise ersichtlich. Ihr Buch Healing the Wounded Spirit, ist in liebender Erinnerung Agnes Sanford gewidmet, "ihrer
großen Lehrerin und Freundin im Dienst der Inneren Heilung". Agnes Sanford war nun wahrscheinlich die Frau, die am meisten über mediale Kräfte verfügte und
im frommen Spiritismus verstrickt war. Nicht nur besuchte sie selber spiritistische Sitzungen, sie gab auch in ihrem Buch "Heilendes Licht"
offen zu, wie die Geister der Verstorbenen durch sie wirkten.5
In der Biographie von Agnes Sanford, Sealed Orders, wird berichtet, wie sie von John Sandford besucht wird: "Er (John Sandford, Anm.) warf einen Blick auf das Haus und erklärte,
daß
es voll dunkler Geister war. So ging er von Zimmer zu Zimmer, segnete jedes, machte das Zeichen des Kreuzes in der Luft und befahl allen feindlichen Wesen oder Gedanken-Vorstellungen
zu weichen. Tatsache ist, ich (Agnes Sanford, Anm.) habe seitdem oft in dieser Form ein Haus exorzisiert und gesegnet, und sogar, gelegentlich, eine Kirche."6
Auch dies verrät wiederum eine zutiefst magische, mystische und katholische Vorstellung
über sogenannte Befreiungsdienste.
In dem nun oben erwähnten Buch des Ehepaars Sandford, Healing the Wounded Spirit, werden die Techniken des berühmten Krebsarztes Dr. Simonton empfohlen. Dieser schlug vor,
zur besseren Bekämpfung des Krebses einen inneren Führer zu visualisieren, der einem dann im Kampf gegen die Krebszellen beisteht. Diese Kontaktaufnahme zu dem "Inner
Guide" wird nun anhand der Verse aus Ps. 139,23-24 mit dem Heiligen Geist parallelisiert.7
Dr. Carl Simonton gilt als ein Repräsentant der New-Age-Bewegung, wesentlich beeinflußt von Parapsychologie, der spiritistischen Silva Mind Control Bewegung und dem Medium
und Thanatologin Elisabeth Kübler-Ross. Sein Bestseller Getting Well Again ist eine Fundgrube für Esoterik und New-Age-Vorstellungen.8
John und Paula Sandford sind auch Mitarbeiter von John Wimber. Wimber hat sich vor einiger Zeit mit der Bewegung der Kansas City Prophets zusammengeschlossen, die einen kometenhaften
Aufstieg erfuhr. Berühmtester Mann dieser Bewegung ist Paul Cain. Durch den Einfluß dieser Propheten im allgemeinen und von Paul Cain im besonderen hat sich Wimber für
die Lehre geöffnet, daß Gott in den letzten Tagen ein Heer besonders elitärer geistlicher Krieger herausruft, genannt die Armee Joels. Dazu schreibt Clifford Hill,
der sich selber zur charismatischen Erneuerung zählt, doch manche Entwicklung sehr wachsam verfolgt: "Gemäß
John Wimber wird diese Armee Joels allen Widerstand gegen das Evangelium überwinden und zuletzt die Nationen unterwerfen... Diese Anschauung kommt ursprünglich von der Lehre
des ‘Spätregens’...Es sollte sogar für solche offensichtlich sein, die keine Kenntnis von biblischer Exegese besitzen, daß dies (der Aufmarsch, der in Joel
2,1-11 geschildert wird, Anm.) eine Armee der Zerstörung ist und Joel hatte den Auftrag, die Posaune zu blasen, um die Leute zu warnen, daß Gott einer fremden Armee von
Invasoren dein Einzug und das Plündern des Landes gestatten wird."9
Dies faßt die Tragik, die sich heute immer mehr abspielt, bzw. die kräftigen Irrtümer, die sich immer massiver ausbreiten, in eindrücklicher Weise zusammen.
Man meint, speziell für den endzeitlichen Kampf ausgerüstet zu werden und wird tatsächlich umfunktioniert. Während man von Erweckung redet, bereitet man in Wirklichkeit
die Unterwanderung der Gemeinden vor. Man glaubt, besondere Offenbarungen von Gott zu erhalten und hat sich tatsächlich den für die Endzeit angekündigten Dämonenlehren
geöffnet (1. Tim. 4,1) und durchschaut nicht einmal mehr die offensichtlichen Irrlehren Roms.
So klagt der bereits vorhin erwähnte Clifford Hill: "Die charismatische Bewegung entfernt sich immer weiter von ihren biblischen Wurzeln und gerät immer tiefer in
die Wege des Fleisches. Entweder wir kehren zu dem Herrn in Demut zurück und betonen die zentrale Bedeutung biblischer Lehre und die Herrschaft Christi, oder wir werden mit einer
Katastrophe konfrontiert, weil der Feind wie eine Sturmflut hereinbricht."10
Der wahre Gradmesser geistlicher Kraft ist nicht unbedingt an Zeichen und Wundern erkennbar, vor denen uns die Schrift im Zusammenhang mit den letzten Tagen ausdrücklich warnt,
sondern im moralisch, sittlichen Bereich zu finden. Hier nun haben wir einen noch nie dagewesenen Tiefstand und Verfall erreicht. Vor unseren Augen breitet sich nicht nur die von Jesus
angekündigte Gesetzlosigkeit (anomia, Mt 24,12) aus, sondern die unmittelbar zuvor erwähnten falschen Propheten haben derzeit tatsächlich "Erweckung".
So konstatiert Clifford Hill im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten einflußreichen Propheten Paul Cain: "David Pytches berichtet, wenn Cain spricht, schlagen Sicherungen
in der Versammlungshalle durch, Telefonleitungen brennen aus und Feuerarlarme werden ausgelöst, was mehr an die Kräfte von Magiern und Medizinmännern erinnert, als an
einen Propheten Gottes."11
Dieser okkulte Dammbruch findet seine entsprechenden Einbrüche in Form neuer Offenbarungen und
übergeistlicher Erkenntnisse durch alle möglichen Wellen in unsere Gemeinden.
Während einer Gebetsgemeinschaft erhält John Sandford bei diesem Seminar eine Vision. Auf Kassette Nr. 14 berichtet er: "Ich hatte ein Gesicht, wie ein Dorf nach dem
anderen hier in der Schweiz von Licht überflossen wurde. Er gab mir diese Vision, während ihr gesungen habt...Und er zeigte mir die Menschen dieser Dörfer, wie mehr
und mehr ihre Arme erhoben und Gott priesen und Heiligkeit erfüllte ihr Leben, bis die ganze Schweiz davon erfüllt war. Und ich glaube, Gott sagt uns, daß eine Erweckung
in der Schweiz beginnt."
Ich fürchte, A. W. Tozer ist hier mit seiner Diagnose, die er bereits 1959 mit Blick auf die geistliche Situation in Amerika stellte, viel realistischer und bibelfester: "So
stark ist der Wind, der zu Erneuerung und Erweckung hin bläst, daß anscheinend kaum jemand den Scharfblick und den Mut aufbringt, sich umzudrehen und diesem Wind entgegenzustellen...Ich
glaube, daß die drängendste Not unserer Tage nicht einfach eine Erneuerung ist, sondern vielmehr eine gründliche Reformation, die unsere moralischen und glaubensmäßigen
Krankheiten an der Wurzel packt und sich mit den Ursachen statt mit den Folgen auseinandersetzt, mit der zugrundeliegenden Krankheit statt mit den Symptomen. Ich habe die wohlbegründete
Ansicht, daß wir uns unter den gegebenen Umständen gar keine Erweckung wünschen sollten. Eine weitverbreitete Erneuerung der Art des Christentums, wie wir es heute
in den USA kennen, könnte sich als eine moralische Tragödie auswirken, von der wir uns möglicherweise in hundert Jahren noch nicht erholt hätten."12
Wenn Gott uns gnädig sein sollte, könnte er solche Seminare noch verhindern. Nachdem aber bekanntlich das Gericht am Hause Gottes beginnt und der okkulte Grundwasserspiegel
immer höher steigt, ist zu befürchten, daß solche Seminare sich immer regeren Zulaufs erfreuen werden.
Trotz dieser Aussagen möchte ich nochmals ganz bewusst darauf hinweisen, dass
zwischen persönlichen und theologischen Fehlern unterschieden werden soll. John Sandford ist eine ansprechende, humorvolle und faszinierende Persönlichkeit. Er versteht es
offensichtlich, die Leute mitzureißen. Es wird in diesen Vorträgen auch viel Richtiges gesagt und auf biblisch Vertretbares hingewiesen und deutlich auch auf Heiligung wert
gelegt. Doch leider ist es die Vermischung, die sich gewöhnlich als besonders gefährlich erweist und bei diesen Thema Innere Heilung ist genügend Gift vorhanden, um
kostbare Seelen bleibend zu schädigen.
Vielleicht charakterisieren die Worte Jesu an die Gemeinde zu Thyatira zutreffend die sicher guten Absichten von JMEM, dem Ehepaar Bruderer und dem Verein Arche in Winterthur, die
1990 dieses Seminar für John und Paula Sandford organisiert haben: "Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Geduld...Aber
ich habe wider dich, daß
du das Weib Isebel duldest, die da spricht, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, (geistliche) Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen" (Offb.
2,19-20).
Alexander Seibel
Quellenangabe:
1.John Ankerberg & John Weldon, The Facts on False Teaching in the Church, Harvest House Publishers, 1988, S. 11-12.
2. Betty Tapscott, Innere Heilung, Leuchter-Verlag, 1979, S. 26
3. Gemeinde Erneuerung Nr. 42, 4/91, Seite 25.
4. Gemeinde Erneuerung, Nr. 42, 4/91 Seite 27-29.
5. Siehe Jürgen Neidhart, "Das fortwährende Verlangen nach dem Übernatürlichen", Seminararbeit an Trinity Evangelical Divinity School, Deerfield.
6.Agnes Sanford, Sealed Orders, Logos International, 1972, S. 279.
7. John & Paula Sandford, Healing the Wounded Spirit, Logos Book, 1985, S. 440.
8. S.C.P. Journal, Visualization, Vol. 9:3, 1990, S. 21-22.
9. Clifford Hill, Which Army?, Prophecy Today, Volume 7, Nr. 1, Jan/Febr. 1991, S. 11.
10.Clifford Hill, Kansas City Update, Prophecy Today, Volume 6, Nr. 5, 1990, S. 12.
11. Clifford Hill, Kansas City Prophets, Prophecy Today, Volume 6, Nr. 4, S. 6.
12. A. W. Tozer, Keys to the Deeper Life, Zondervan, 1959, S. 7-8.