Das Fallen auf den Rücken

Immer häufiger tritt in charismatischen bzw. pfingstlich gepräg­ten Versammlungen ein Phänomen auf, das von Anhängern dieser Bewegung "Ruhen im Geist" genannt wird. "Erschlagen werden im Geist" ("slain in the spirit") ist eine andere Bezeichnung dafür. Besonders durch die "Dritte Welle" wird diese Erscheinung als urgemeindliche Kraftwirkung propagiert und im Sinne des "Power Evangelism" verstanden.

Bemerkenswert ist, daß der überwiegende Teil der Leute, die von dieser Geisteswirkung erfaßt werden, nicht nach vorne, sondern auf den Rücken fallen. So berichtet jemand zeugnishaft, der früher einer extremen charismatischen Gemeinde angehörte und sich inzwischen davon distanziert hat: "Unter Handauflegung von Reinhard Bonnke wurde ich wie von einem Blitz getroffen und nach hinten auf einen harten Steinboden geschleudert, wobei jegliches körperliche Gefühl verschwunden war. Verletzt wurde ich bei die­sem Sturz nicht. Bei einer anderen Handauflegung erlebte ich für einige Sekunden, wie ich aus meinem Körper herausschwebte und eine beglückende Schwerelosigkeit mich umfing. Gleichzeitig fiel ich nach hinten." 

Gibt es dazu biblische Beispiele oder wie ist dies von der Heili­gen Schrift her zu beurteilen?

Nun wird in Gottes Wort immer wieder davon berichtet, wie Men­schen in Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott auf ihr Angesicht fallen. Abraham (1. Mose 17,3), Mose und Aaron (4. Mose 17,10), Josua (Jos. 7,10), Petrus (Mt. 17,6), der Samariter (Luk. 17, 16) und viele andere. Von der Anbetung vor dem himmlischen Throne Gottes wird zweimal ausdrücklich gesagt, wie man dabei auf das Angesicht fällt (Offb. 7,11 und 11,16).

1. Kor. 14 wird als Beleg für die besonderen charismatischen Gottesdienste immer wieder zitiert. Ge-rade dieses Kapitel aber spricht davon, daß vom Heiligen überführt, der Betreffende auf sein Angesicht fallen würde (Vers 25).

Von daher ist es eher bemerkenswert, daß in diesen Strömungen, die sich bevorzugt auf den Korintherbrief berufen, in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil manifestiert. Die Menschen fallen auf den Rücken und müssen von besonderen "Auffängern" vor Schaden bewahrt werden. Für diese Art Dienste oder Amt gibt es kein biblisches Beispiel. Wir lesen nirgends in der Heiligen Schrift, daß, wenn der Herr Menschen heilte oder anrührte, sich seine Jünger in Auffangstellung unter die Zuhörermenge mischten.

Gibt es jedoch Hinweise in Gottes Wort für das Fallen auf den Rücken? Die Bibelstellen, die davon berichten, deuten an, daß bei solchen Ereignissen ein Gericht Gottes vorliegt. Als der Hohe­priester Eli die Nachricht erfährt, daß die Bundeslade von den Philistern geraubt worden ist, fällt er rücklings vom Stuhl und erschlägt sich (1. Sam. 4,18). Gott hatte dies vorher als Gericht angekündigt (1. Sam. 2,34 und 3,11).

In Jesaja 28 spricht Gott ab Vers 7 von dem Gericht über die falschen Propheten. Der 13. Vers sagt schließlich: "...daß sie hingen und rücklings fallen, zerbrochen, verstrickt und gefangen werden." Dies ist um so mehr bemerkenswert, als die Verse unmit­telbar davor (Vers) von Paulus in 1. Kor. 14 zitiert werden.

Eine allegorische Deutung läßt vielleicht 1. Mose 49,17 zu: Durch den Biß der Schlange fällt der Reiter auf den Rücken.

Manchmal wird noch als biblischer Beleg von charismatischer Seite für diese Phänomene Joh. 18,6 angeführt: "Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin`s! wichen sie zurück und fielen zu Boden." Zwar heißt es nicht ausdrücklich, daß sie rücklings fielen, doch ist dies hier nicht völlig auszuschließen.

Auch John Wimber, der vielleicht der bekannteste Heilungsevangelist Amerikas war, berief sich auf diese Stelle. Nun sollte man erstens beach­ten, daß zwischen dem Herrn Jesus und einem Menschen, auch wenn er noch so ein brennender Christ ist, ein bedeutender Unterschied besteht. Doch vom einfachen Textzusammehang her kann man in dem Abschnitt aus Joh. 18 erkennen, daß dies nicht Leute waren, die mehr Geistesausrüstung oder Hingabe für Jesus suchten, sondern im Prinzip seine Todfeinde waren. Sie wollten Ihn gefangennehmen und hinrichten lassen. Insofern kann es sich hier "bestenfalls" nur um ein Gerichtszeichen handeln, was wiederum mit dem oben Gesag­ten übereinstimmt.

Der Teufel als der "Affe Gottes" wirkt oft genug das Gegenteil des Heiligen Geistes. So ist es bekannt, daß in Satanszirkeln als lebende Altäre die Menschen (gewöhnlich Frauen) auf dem Rücken liegen. Es bedeutet dies Aufdecken der Blöße vor Gott. Deswegen durfte im Alten Testament der Altar nicht auf Stufen errichtet werden: "Du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufstei­gen, daß nicht deine Blöße aufgedeckt werde vor ihm" (2. Mose 20,26).

Der Mensch, der sich vor Gott aufs Angesicht wirft, bedeckt seine Blöße. Wer aber auf dem Rücken liegt, deckt sie auf. Es ist der Geist des Widersachers, der den Menschen entblößt (Offb. 16,15), nie und nimmer aber ist so etwas das Wirken des Heiligen Geistes.

Auch weiß man von der Missionsgeschichte, wie Menschen durch das Wirken dämonischer Geister auf den Rücken fallen. So wird in dem Buch "Chinas Märtyrer" berichtet, wie die Chinesen, die am Boxer-aufstand teilnahmen, sich einem besonderen Ritual unterzogen. Der betreffende Initiand mußte sich in einem Kreis stellen, sich verbeugen und Beschwörungsformeln so lange aufsagen, bis der angeru­fene Geist kam und von ihm Besitz nahm, wobei er rücklings platt auf die Erde fiel. Er geriet in Trance und erwachte erst  wieder aus diesem Zustand, wenn der Zeremonienmeister seine Stirn be­rührte.

Auch aus heidnischen Religionen kennt man solche Phänomene. So schreibt Rabi Maharaj in seinem Buch "Der Tod eines Guru" unter der Worterklärung Shakti Pat: "Bezeichnet die Berührung des Guru, gewöhnlich seiner rechten Hand an der Stirn des Anbetenden, die übernatürliche Wirkungen hat... Durch Verabreichung des Shakti Pat wird der Guru zum Kanal der Urkraft, der kosmischen Kraft, wel­cher das ganze Universum zugrunde liegt... Die übernatürliche  Wirkung des Shakti durch die Berührung des Guru kann den Anbeten­den zu Boden werfen, oder er kann ein helles Licht wahrnehmen und eine innere Erleuchtung oder eine sonstige mystische oder psychi­sche Erfahrung machen."

Karl Guido Rey berichtet in seinem Buch "Gotteserlebnisse im Schnellverfahren" wie die Mesmeristen ihre Schüler in Hypnoseexperimenten rücklings fallen ließen. Sie bezeichneten es "als Expe­rimente der magnetischen Anziehungskraft" (Seite 88). Mesmerismus und Hypnose sind praktisch identisch. Franz Anton Mesmer gilt als Begründer des Suggestionsbegriffs.

Auf gleicher Ebene sind die Darbietungen des russischen Hypnotiseurs Kasparowskis in öffentlichen Stadien. Menschen sin­ken auf den Rücken, die Gesichter tranceähnlich mystisch verzückt bis verzerrt. Es handelt sich hier eindeutig um das Wirken des Verführers, dessen Auftreten mit lügenhaften Zeichen und Wundern (2. Thess. 2,9-11) uns für das Ende der Tage von der Bibel vorausgesagt ist.


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