(22. Sept. bis 20. Okt. 98)
Für mich gab es ein merkwürdiges "Wiedersehen",
das aber so ungewöhnlich nun auch nicht war.
In Arequipa hängen derzeit jede Menge Plakate
für einen angekündigten Feldzug mit
Zeichen und Wundern, zu erwarten vom 14. bis 18.
Oktober. Bei solchen Veranstaltungen hält
sich der Geist offensichtlich genau an den Zeitplan
der Wunderheiler. Starredner ist ein gewisser
Mike Francen aus den USA. Nun, auf seine Spuren
war ich schon in Madagaskar gestoßen, wo
mir der Präsident der Baptisten über
das Durcheinander klagte, das durch diesen Mann
angerichtet wurde, besonders durch die nicht zu
erfüllenden Heilungsversprechen.
Auf den Einladungszetteln in dieser zweitgrößten
Stadt Perus sieht man diesen Francen mit erstaunlich
vielen Krücken, Beinschienen und Prothesen
im linken Arm. Als Bibelstelle ist groß
Hebr. 13,8 angegeben. Es ist dasselbe alte Lied
und es verdrießt mich einfach, hier wiederum
aufzuzeigen, warum dies ganze eine Bühnenshow
ist, die mit dem Heiligen Geist nichts zu tun
hat. Ich habe in anderen Berichten zu oft schon
darauf hingewiesen, wie es hier um Suggestion
bzw. Betrug und nicht um das Wirken des Geistes
Gottes geht, abgesehen davon, daß unser
Herr in sieben Fällen nach einer Heilung
den Betreffenden gebot, es nicht weiterzusagen.
Doch die Massen sind immer mehr manipulierbar,
wie auch die jüngsten Wahlen in Deutschland
gezeigt haben.
Benny Hinn, der in Peru zum Teil hohes Ansehen
genießt, ist ebenfalls im "Anrollen"
und soll im nächsten Monat (November) nach
Lima kommen. Als er das letzte Mal vor etlichen
Jahren in diese Stadt kam, so erzählte mir
ein Bibellehrer, hat er alle Bücher der spanischen
Version von Hank Hanegraaffs Christianity in Crisis
aufgekauft. Darin geht der Autor auf Benny Hinn
und seine vielen Ungereimtheiten und bizarren
Irrlehren ein. Es ist derselbe Hanegraaff, vor
dem Ulrich Eggers in seiner "Aufatmen"
warnt, weil das Buch Counterfeit Revival so deutlich
die Spuren der falschen Erweckung aufzeigt, die
uns der "Toronto-Segen" und die "Pensacola-Welle"
gebracht haben. Nun stimmt es tatsächlich,
daß es einige Entwicklungen in Hanegraaffs
Institut in Verbindung mit seinen Mitarbeitern
gegeben hat, die wegen seiner manchmal unglücklichen
Führung Anlaß zur Kritik gaben. Doch
theologisch ist dieses Buch umfassend recherchiert.
Auch im politischen Bereich läuft manches,
das Anlaß zur Sorge geben kann. Isaac Salcedo,
Präsident der regionalen Synode der IEP (Iglesia
Evangélica Peruana), erklärte mir
zu meiner Überraschung, daß der Terrorismus
nie endgültig besiegt worden ist und es ein
Fehler des Präsidenten Fujimori war, lauthals
den Sieg verkündigt zu haben. Inzwischen
nehme der terroristische Untergrund streckenweise
wieder stark zu. Wegen der kommunalen Gemeindewahlen
vom 9-11 Okt. war auch wieder erhöhte Gefahr
von Anschlägen und Überfällen gegeben.
Das Ergebnis der Kommunalwahlen zeigte, daß
Fujimori eine ziemliche Schlappe hinnehmen mußte
und die Oppositionsparteien deutlich an Stimmen
gewannen. Seine "Vamos Vecinos" hatte
ziemliche Verluste zu verbuchen.
Isaac Salcedo lernte ich im "Instituto Bíblico
Superior de Huánuco" kennen, wo ich
letztes Jahr schon Vorträge gehalten hatte.
Diesmal hatte man mir für drei Tage hintereinander
vormittags, nachmittags und abends jeweils zwei
Stunden eingeräumt. Dieses Institut gehört
zur SIM (Schweizer Indianer Mission) und Catherine,
die mich diesmal nach Peru begleitete, und ich
fühlten uns unter den Geschwistern und Lehrern
aus der Schweiz besonders wohl. Das lag sowohl
an der geschwisterlichen Liebe wie auch an dem
theologischen "Gleichklang" der Herzen.
Bei diesen Vorträgen übersetzte mich
mehrmals aus dem Englischen Abel Zea, mit dem
ich schon letztes Jahr schöne Gemeinschaft
haben durfte. Seine Hilfsbereitschaft und Verläßlichkeit
war vorbildlich und eine Ermutigung für uns.
Besonders gefreut hat mich auch die gemeinsame
Zeit mit Winfried und Nicole Jerosch. Von San
Ramón aus, wo sie wohnen, gab es mehrere
Einsätze in der Umgebung. Winfried bewegt
sich in Peru wie ein Fisch im Wasser. Während
mir noch manches an Kultur und anderem fremd ist,
gibt er sich bald so, als wäre er dort aufgewachsen.
Man hat den Eindruck, daß er voll in seiner
Berufung als Missionar in Peru aufgeht.
Bezüglich der Pfingstgemeinden in seiner
Umgebung kam manche Klage über seine Lippen.
Er erzählte, wie ganz in der Nähe von
San Ramón die größte Pfingstgemeinde
(Asambleas de Dios) im zentralen Urwaldgebiet
ist. Die IEP hatte nun einen Reiseprediger eingestellt,
der Pfingstler ist und das Zungenreden praktizierte
und in die Gemeinden hineintrug. Dadurch sind
mindestens 70% der IEP - Gemeinden gespalten worden.
Die Zungenredner erklärten, daß solche,
die diese Gabe nicht praktizieren, nicht den Geist
haben. Sie wurden als die kalten (fríos)
im Glauben bezeichnet, sie selber seien die lebendigen,
geisterfüllten Christen.
Diese neu entstehenden Gemeinden werden natürlich
im weltweiten Gemeindewachstum der Pfingstbewegung
angeführt und wiederum hat man den Eindruck,
daß in erster Linie nur diese Kreise wachsen.
Winfried selber war eher empört über
diesen Gedanken. In seinem Umkreis war der größte
Teil der sich neu formierenden charismatischen
Gemeinden aus Leuten gebildet worden, die aus
bestehenden Gemeinden, in erster Linie von der
IEP kamen. Gläubige von Gemeinden abziehen,
diese dann spalten und dies als Gemeindewachstum
ausgeben, findet er eine besondere Zumutung.
Winfried erzählte bei einer anderen Gelegenheit,
wie in dem Maße, wie das Fernsehen in die
Dörfer eindringt, das Christentum zurückgeht.
Solange kein Strom vorhanden ist, kommt praktisch
das ganze Dorf zu einer Einladung oder Verkündigung
und es bekehren sich auch etliche Zuhörer.
Sobald aber Elektrizität vorhanden ist, ist
die erste Anschaffung gewöhnlich ein Fernseher.
Wenn dann im Dorf eingeladen wird, läßt
sich so gut wie keiner mehr blicken. Sie brauchen
nun keine Abwechslung mehr. Der Ereignischarakter
eines solches Treffens ist für die Bewohner
nicht mehr gegeben.
Interessant war auch zu erfahren, wie vor einigen
Jahren (etwa 1995) eine Umfrage unter 117 katholischen
Jugendlichen in der Nähe von San Ramón
vorgenommen worden war. Ergebnis: Weit über
50% der jungen Leute wußten mit dem Namen
Jesu überhaupt nichts anzufangen. Dennoch
gilt Peru als christlich bzw. vom Christentum
erreicht. Allerdings dürfte es im Land der
Reformation bald ähnlich aussehen. Ein anderer
Peruaner klagte, wie die katholische Kirche die
Menschen im Götzendienst und Totenkult gefangen
hält und besonders der Marienkult so ausgeprägt
ist, daß Maria praktisch der Zugang zur
Trinität geworden ist. So hieß es bei
einem Marienstandbild groß in Dreiecksform:
Maria, Tochter des Vaters, Frau des Heiligen Geistes
und Mutter des Sohnes.
Ich fragte mich manchmal, ob die Thematik der
Aufklärung vor schwarmgeistiger Verführung
wirklich so aktuell ist. Schließlich war
ich ja nach Peru eingeladen worden, um in diesem
Bereich Hilfestellung zu geben. Doch ohne danach
zu fragen, wurde mir mehrmals von Missionaren
bestätigt, wie derzeit in Peru das größte
Problem in dem Phänomen des Umfallens liegt,
das auf breiter Front in die Gemeinden einbricht
und die Gläubigen verwirrt. Mir wurde das
Angebot gemacht, auf der Bibelschule, dem Bethany
Bible Institute in Satipo, Griechisch aber auch
Apologetik zu unterrichten. Der theologische Leiter,
Thomas Fuller, meinte, es gebe kaum Apologeten
in Peru und hier sollte ich mich auf größerer
Ebene einsetzen. Dies entspricht streckenweise
so meinen Vorstellungen, daß ich ernsthaft
den Gedanken erwäge, doch für länger
nach Peru zu ziehen. Das ist eigentlich ein Gebetsanliegen.
Besonders, als ich das Wahlergebnis in Deutschland
erfuhr, hätte ich am liebsten meine Koffer
gepackt bzw. vor Ort abgestellt.
In der IEP - Gemeinde von Satipo hatte sich kurz
vor meinem Kommen folgendes zugetragen: Ein gewisser
Claudio Zolla von den "Champions for Christ"
war von Lima gekommen. Der Pastor der Gemeinde,
Sinecio Santa Cruz, hatte ahnungslos diesen Claudio
eingeladen. Er begann plötzlich, die Leute
umfallen zu lassen. Etliche waren bereits “Im
Geist erschlagen worden”, bis der Pastor
an die Reihe kam. Ihn hatte eine große Unruhe
erfaßt und er betete, der Herr Jesus möge
ihn bewahren, wenn dies nicht von Gott sei. Als
der Pastor nicht umfiel, versuchte Claudio ihn
umzustoßen, indem er ihm gleichzeitig ein
Bein stellte. Der Pastor widerstand und danach
warf ihm Claudio vor, er verhindere, daß
die Gemeinde den Geist empfängt. Die, welche
umgefallen waren, hielten sich nun für die
besseren Christen und unterstellten den anderen,
den Geist nicht zu haben.
Sinecio wußte dies nicht einzuordnen und
fragte deswegen sogar Thomas Fuller, den theologischen
Leiter von Bethany, was davon zu halten sei. So
bat man mich, doch darüber zu referieren,
wie diese Phänomene einzuordnen sind. Nach
der Darlegung ging es wegen der vielen Fragen
noch eine Stunde weiter. Der Pastor war danach
sehr erfreut, daß er nicht umgefallen war.
Für ihn war dieser Abend eine Gebetserhörung.
Wie Winfried meinte, konnte man ihm die Erleichterung
direkt ansehen. Nun hat mich Sinecio gebeten,
doch wieder zu kommen, damit bei solch einem Weiterbildungstreffen
für Pastoren diesmal ich die Vorträge
halte. Auch das wäre eine besondere Herausforderung.
In Lima waren die Türen der SEL (Seminario
Evangélico de Lima) besonders offen für
meine Verkündigung. Mein Übersetzer
war Miguel Guimet, den ich schon beim letzten
Mal schätzen und lieben gelernt hatte. Er
ermöglichte auch den Zugang zu etlichen Gemeinden
in Lima. Miguel berichtete mir auch, wie er mit
Claudio Zolla, der für diese Verwirrung in
Satipo gesorgt hatte, ein längeres Gespräch
führte. Er stellte seine Techniken freundlich
aber deutlich in Frage und forderte Claudio auf,
doch in der Bibel nachzulesen, ob sich solche
Phänomene im Wort Gottes finden lassen. Claudio
versprach darauf, nun ernstlich in der Bibel zu
forschen. Denn obwohl er schon etliche Jahre Pastor
ist, hat er die Heilige Schrift noch nie nur einmal
ganz gelesen.
Doch dies ist andererseits das ebenso Erstaunliche
wie Erfreuliche in Peru. Wenn man den Gläubigen,
auch solche, die in Irrlehren schon stärker
verstrickt sind, die biblischen Zusammenhänge
aufzeigt, dann sind doch etliche bereit, sich
korrigieren zu lassen. Hier macht man also doch
öfters ganz andere Erfahrungen als in unseren
Breitengraden, wo viele Christen keine Belehrung
mehr nötig zu haben glauben, bzw. in dem
Schulterschluß mit den Charismatikern ein
besonderes Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen
meinen. Insofern ist das Angebot, in diesem Land
länger zu wirken, von großer Herausforderung
und ein noch größerer Auftrag.
Weil die sonntäglichen Kommunalwahlen jede
Versammlung, auch Gottesdienste, untersagten,
hatten Catherine und ich an diesem Wochenende
frei. So benutzten wir die Gelegenheit, um Catherines
frühere Schulkollegin Martha Käser,
die mit ihrem Mann und drei Kindern als Missionarsfamilie
in Peru tätig ist, in Arequipa zu besuchen.
Dies gab für meine Frau eine besondere Wiedersehensfreude.
Mir bescherte es das "Wiedersehen" mit
dem eingangs erwähnten Mike Francen.
Arequipa, von den Spaniern 1540 gegründet,
liegt als Oasenstadt in gebirgiger Wüste,
umgeben von eindrücklichen Vulkanen und majestätischen
Bergen. Bei dieser Gelegenheit informierten wir
uns näher über eine Mumie, die vor Jahren
für Schlagzeilen sorgte und unter dem Namen
"Juanita" bekannt wurde. Man entdeckte
sie in unter dem Gipfel des 6370m hohen, mit Schnee
bedeckten Vulkan Ampato. Ein eigenes Museum ist
dafür eingerichtete worden. Die zuständige
Führerin erläuterte uns die Göttervorstellung
der Inkas. "Juanita" wurde als besonderes
Mädchen aus der Oberschicht der Inkas ausgesucht
und mußte ein "makelloses" und
"reines" Opfer sein, um die Götter
zu besänftigen, die ihren Unmut durch den
Vulkanausbruch am Ampato kundtaten. Man nimmt
an, daß sie mit verschiedenen pflanzlichen
Drogen betäubt wurde. Die Röntgenuntersuchung
zeigte allerdings, wie man dieses wehrlose Geschöpf
mit einem harten Schlag über dem rechten
Auge offenbar tötete. Das Ampato-Mädchen
war zu diesem Zeitpunkt ca. 14 Jahre alt.
"Juanita" gilt als die besterhaltene
Mumie der Welt, weil auch noch alle Organe vorhanden
sind. Die Radiokarbon - Methode ergab ein Alter
von ca. 530 Jahren. Dies deckt sich exakt mit
der Zeit des Vorstoßes der Inka in die Region
von Arequipa. Das Opferritual wurde von Priesterhand
in ca. 6000m Höhe vollstreckt. Rund um die
Fundstellen fand man auch etliche Grabbeigaben.
Es ist immer wieder neu erschütternd, in
welch einer Finsternis die Menschen ohne das Evangelium
leben. Ich konnte unsere Museumsführerin
nur auf Röm. 1 hinweisen in der Hoffnung,
daß sie Zusammenhänge erkennt. Interessanterweise
stellte sie selber fest, wie die eine Gottheit
der Inkas, Uku Pacha, offensichtlich mit dem "Señor
de los Milagros" identisch ist. Besagter
"Señor" wird mit der größten
Prozession Perus geehrt, wobei man in violetter
Kleidung ein 1500 kg schweres Podest mit dem Bild
des Gekreuzigten durch die Straßen Limas
trägt. Das Bild soll Kranken und Trostsuchenden
helfen. Es wird sogar berichtet, daß Todkranke
bei seinem Anblick gesund wurden. Es ist bald
überall derselbe Götzendienst festzustellen.
Tragisch ist, daß dies nicht nur immer mehr
von Evangelikalen toleriert wird, sondern im charismatischen
Gewand sich heute ähnliche "Wunder"
ereignen.
Als zu Beginn von Fujimoris “Cambio 90”
(Wechsel 90) auch protestantische Geistliche an
der Spitze standen, hat dies Teile der katholischen
Bourgeoisie verschreckt. Limas Kardinal Erzbischof
Monsignore Augusto Vargas, wetterte in einem offenen
Brief gegen Fujimori. Der besagte “Señor
de los Milagros”, Limas berühmtester
Prozessionsheiliger, wurde außer der Reihe
durch die Straßen getragen um protestantisches
Übel abzuwehren.
Eine zweitägige Fahrt nach Valle del Colca,
dem Colcatal, war besonders eindrücklich.
Dieser kurze Ausflug wurde sowohl von Catherine
als auch von mir als Bereicherung empfunden. Das
lag nicht nur an den beeindruckenden Naturschönheiten
und der grandiosen Bergwelt dieses Landes, sondern
weil in diesem Reiseteam von insgesamt 14 Leuten
es erstaunlich gute Gelegenheit gab, von unserem
Herrn Zeugnis abzulegen. Selber kam ich in dem
engen Bus, wo wir einigermaßen eingepfercht
waren, neben einem Israeli namens Oshik zu sitzen.
Da ergab sich gleich ein schönes Gespräch,
doch es stellte sich heraus, daß noch ein
Sohn Abrahams mitfuhr. Dieser Israeli namens Assaf
war nun für geistliche Fragen ganz besonders
zugänglich und äußerte nach unseren
Gesprächen den Wunsch, wieder in der Bibel
zu lesen. Wir tauschten die Adressen aus und hatten
beide das Empfinden, daß diese Begegnung
nicht zufällig war. Die zwei Israelis, beide
erst 22 Jahre alt, hatten vor kurzem den Armeedienst
abgeleistet und wollten nun mit erspartem Geld
etwas die Welt kennenlernen. Peru hat manche Naturschönheiten
und so ein Touristiktreffpunkt ist der Besuch
des Colcatals.
Es wird diesem im Süden Perus gelegenen Taleinschnitt
nachgesagt, daß er tiefer als der Grand
Cañón ist, nämlich 1200m. Von
Arequipa geht es über eine zunächst
asphaltierte Straße an den eindrucksvollen
Vulkanen Misti und Chachani vorbei, später
über Schotter- und Sandpisten, die so viel
Staub aufwirbeln, das man sich manchmal in einer
Wüste dünkt. Unsere Reisetasche, die
aus Platzgründen auf dem Dach befestigt worden
war, sah dann dementsprechend verstaubt aus. In
dieser Puna (steppenähnliche Landschaft)
leben Lamas, Alpakas und Vicuñas. An den
hochgelegenen Seen nisten seltene Vögel und
ich war einigermaßen überrascht, in
dieser Höhe sogar den Rosa Flamingo anzutreffen.
Im Hintergrund dieser Berglandschaft sieht man
gewaltig und eindrücklich den Ampato, an
dessen Gipfelrand man ja diese berühmte Mumie
fand.
Auf der höchsten Stelle des Passes von Patapampa
(4750m) sieht man jede Menge übereinander
gelegte Steine. Wie uns die Reisebegleiterin erklärte,
nimmt man an dieser besonderen Stelle einen Stein,
reibt ihn am Körper, um so alle Dämonen
herauszuziehen, und läßt diese dann
mit dem Stein auf solch einer gestapelten Säule
an jenem höchsten Punkt zurück. Der
allgegenwärtig anzutreffende Aberglaube ist
manchmal beängstigend und leider sehr weit
verbreitet und macht oft genug auch vor Gläubigen
nicht halt.
Noch mehr erschüttert hat mich bei anderer
Gelegenheit die Aussage von Miguel, wie bis zu
50% der 12 jährigen Peruanerinnen in den
ärmeren Vierteln Limas meistens vom eigenen
Vater und nähere Verwandten sexuell mißbraucht
werden.
Zurück zu den Naturschönheiten: Für
mich als ehemaligen Zoologen gab es noch ein erfreuliches
Ereignis, worin ich auch die Güte Gottes
sehe, nämlich den Besuch des sog. Cruz del
Condor. Das Kreuz des Kondors liegt 3700m hoch
und man blickt ca. 1200m tief auf den Rio Colca,
der sich in dieser Tiefe träg dahinschlängelt.
Dieser besondere Aussichtspunkt war um diese Zeit,
kurz vor 9.00 Uhr, von Touristen überlaufen.
Doch wie auf Bestellung erschienen auf einmal
die Kondore. Der Kondor gilt als der größte
und einer der seltensten Vögel der Welt.
Mein zoologisches Herz blühte auf, als ich
nicht nur einen, sondern gleich vier dieser herrlichen
Vögel nicht nur in großer Entfernung,
sondern teilweise direkt über mir kreisen
sah. Mein neuer Feldstecher holte sie dann so
nahe heran, daß hier die Wunschliste nicht
mehr zu übertreffen war. Dies war natürlich
ein besonderes Geschenk, das mir wahrscheinlich
unvergeßlich bleiben wird. Fast zur gleichen
Zeit sah ich noch ein winziges Vögelchen,
wahrscheinlich die Sonnennymphe, eine Kolibri-Art,
die zu den kleinsten Vögeln überhaupt
gehört. Welch eine Variationsbreite aus der
Werkstatt unseres Schöpfers und eigentlich
ein besonders Vorrecht, den größten
und beinahe kleinsten Vogel fast gleichzeitig
zu beobachten.
Dann ging es wieder über staubige Straßen
nach ca. fünfstündiger Fahrt nach Arequipa
zurück, wo wir wohlbehalten eintrafen. Voll
Dankbarkeit trafen wir bei unseren lieben Gastgebern
Käsers ein und ich hoffe sehr, daß
ich in der Fürbitte für meine neue jüdische
Bekanntschaft treu erfunden werde.
Hier noch für solche, die Peru etwas kennen,
eine chronologische Übersicht meiner Einsätze:
25. - 26. Sept. Vorträge in Villa Rica, wo
ein Jugendtreffen stattfand. 27. Sept. Vorträge
in San Martin, ein Bergdorf in 2250m Höhe,
das man nur zu Fuß erreichen kann. Am Abend
noch eine Botschaft in der IEP vor Ort, nämlich
San Ramón. 28.-29. Sept. Dienste in Satipo
in der IEP und in der Bibelschule Betania. 1.
bis 3. Okt. Schulungsseminar in Chupaca, in der
Nähe von Huancayo, wo ich Gerhard Otto kennenlernte,
der bis 1985 bei der Neukirchner Mission war.
Vom 5. bis 7. Okt. Vorträge in der Bibelschule
der SIM in Huánuco. Von 9. bis 12. war
der Besuch in Arequipa, wo ich wegen der Wahlen
keine Dienste hatte. 13. Okt. Vortrag in einer
Schule in Lima. 14. bis 16. Okt. Bibelarbeiten
in der SEL. Abends den 16. Okt. Verkündigung
in Tungasuca, ein Stadtteil von Lima. 17. Okt.
Vortrag in der Alianza Cristiana auf der Benavides
in Lima. 18. Okt. Gottesdienst in der Gemeinde
"Roca Eterna". Rückflug am 19.
Oktober.
Als besonders effektiv erwies sich wiederum das
Video, welches die charismatischen Exzesse besonders
des "Toronto-Segens" aber auch Bonnkes
Eskapaden aufzeigt. Es fungierte buchstäblich
als Augenöffner und die vielen Fragen, die
anschließend gestellt wurden, zeigten die
ungebrochene Aktualität dieser Thematik.
Etliche bezeugten, wie sie in ähnliche Phänomene
verstrickt gewesen sind, sie für göttlich
hielten, doch nun sich davon distanzieren und
dieser Verführung absagen wollen. In Lima
ergaben sich auch so viele Einladungen durch Pastoren
und Gemeindeleiter, daß Miguel alle Mühe
hatte, mich in der verbleibenden Zeit bis vor
dem Abflug noch "durchzuorganisieren".
Die vielen dankbaren Reaktionen nach diesen Darlegungen
haben die Zeit in Peru mehr als lohnenswert gemacht.
Mehrmals wurde auch die Bitte ausgesprochen, ich
möge doch wiederkommen. Es ist eine Bitte,
der zu entsprechen mir nicht schwer fallen dürfte.