(5. – 22. Febr. 94)
Der Mann hatte Tränen in den Augen. Dem Holländer,
der seit vielen Jahren in Südafrika lebt,
wurde von einem schwarzen Mitarbeiter erklärt:
"Im Mai sitze ich an deiner Stelle."
Am 27. April sollen die Wahlen im neuen Südafrika
abgehalten werden. Ein anderes Zitat: "Alle
haben Angst." Dies trifft nun aber tatsächlich
nicht auf jeden zu. Einige sehen die Zukunft düster,
andere zeigen eher Gelassenheit. Doch von den
Weißen dürfte so gut wie keiner glücklich
über die gegenwärtige Situation in Südafrika
sein. "Südafrika geht einer Zukunft
entgegen, in der nichts sicher ist, außer
der zunehmenden Gewalt", lautet eine Feststellung.
Im Vergleich mit den anderen afrikanischen Ländern,
so wurde mir mehrmals versichert, stehe die RSA
(Republik Südafrika) immer noch gut da. Tatsächlich
wurde ich in vielem an das Bild europäischer
Großstädte erinnert. Doch die Prognosen
waren düster. Die Wirtschaft, so erklärte
man mir, ist weit unten, pro Monat sollen eine
Milliarde Rand (die Währung Südafrikas)
das Land verlassen. Immer mehr Weiße wandern
aus, jemand sprach sogar von einer Völkerwanderung.
Dies dürfte etwas übertrieben sein,
doch erstaunlich viele ziehen weg. Bevorzugte
Ziele sind Australien und Neuseeland. Es ist schwierig,
derzeit eine Arbeit zu bekommen. Von 8 Schülern,
so meinte ein Lehrer, die absolvieren, erhalten
nur zwei eine Stelle. Unter den Schwarzen soll
die Arbeitslosigkeit bei 50% liegen, obwohl es
offizielle Zahlen nicht gibt.
Unsicherheit greift um sich. Mir fielen besonders
die vielen Vorsichtsmaßnahmen der Weißen
auf. Vorhängeschlösser, Alarmanlagen,
mehrfache Sicherungen usw. Viele Weiße halten
sich Hunde, die vor
Einbruch und Überfall schützen sollen.
So schrieb die Zeitschrift GEO in einem Artikel
über Südafrika (Nr. 2/April 93): "Die
Reichen leben in Angst, verschanzt hinter übermannshohen
Mauern, vergitterten Fenstern und raffinierten
Alarmanlagen. Viele von ihnen trauen sich ohne
Pitbulls nicht mehr nach draußen - selbst
am hellichten Tag. Die Paranoia ist nicht unbegründet.
Täglich berichten die Zeitungen von grausamen
Morden, von Opfern, die aus nächster Nähe
erschossen wurden, nachdem sie Schmuck, Autoschlüssel
und Waffen bereits herausgegeben hatten. Der hoffnungslos
überforderten Polizei traut kaum noch jemand
zu, die Verbrechenswelle wirksam einzudämmen,
und so wurden in vielen Vierteln bereits private
Milizen ins Leben gerufen." Über diesem
landschaftlich zauberhaften Südafrika hängen
düstere Wolken.
Dabei, so meinte jemand, gehe es den Weißen
noch gut. Wirklich schlimm, so wird berichtet,
sähe es in den Schwarzenvierteln aus. Da
finden Machtkämpfe und sinnlose Überfälle
wie Morde statt. Besonders zwischen den Anhängern
des ANC (African National Congress) und der Zulupartei
Inkatha kommt es immer wieder zu Ausschreitungen.
Nelson Mandela führt den ANC und Umfragen
sagen ihm bis zu möglicherweise 70% der Stimmen
voraus. Doch, so hat man den Eindruck, es wird
um jede Stimme buchstäblich gekämpft.
Vor zehn Jahren waren ca. 50% der schwarzen Bevölkerung
noch auf dem Land, heute leben 80% in den Städten.
Der ANC sieht darin eine Chance, mehr Stimmen
zu bekommen.
Den oft ungebildeten Schwarzen in den Townships
wird ein Taschenrechner hingehalten und ihm folgendes
angedroht: "Du siehst, wir haben dich im
Computer. Wenn du nicht ANC wählst, brennen
wir dein Haus ab!" Tief sitzt in den Schwarzen
die abergläubische Furcht vor Geistern. Auch
dies wird schamlos ausgenutzt. So sagen ANC-Aktivisten
ihren Landsleuten, nachdem man ihnen erklärt
hat, wie in den Wahlkabinen die Geister der Ahnen
sind: "Die sehen, was du wählst und
teilen uns das mit, denn wir haben mit den Geistern
Verbindung."
Leider dürften solche Aussagen gar nicht
so absurd sein, denn im Zuge des gegenwärtigen
Umbruches werden die Zauberdoktoren wieder aufgewertet.
So fand am 24. Oktober 93 ein glücksverheißendes
religiöses Fest in Durban statt. In ganzseitigen
Anzeigen hieß es: "Selbst eure Ahnen
werden dabei sein. Wenn eure Ahnen dabei sind,
könnt ihr es doch wohl auch?" Welcher
Schwarze widersetzt sich dem Ruf der Verstorbenen?
Welcher Eingeborene wagt es, ihren Zorn herauszufordern?
Die ganze Zeremonie war dazu bestimmt, den Segen
der Ahnen auf Nelson Mandela herabzurufen und
böse Geister auszutreiben. Eine große
Geisterbeschwörung zur Etablierung des sozialistischen
Friedensreiches in Südafrika?
Noch mehr Sorge bereitet besonders den echten
Christen die Aussage Mandelas, der viele Gesichter
hat, "daß die Zeit bald vorbei sei,
da eine Religion in Sonderstellung über andere
Religionen erhoben wurde." Da ca. 78% aller
Südafrikaner sich als Christen betrachten,
und da die Hindus, Moslems und Juden nur 4 Prozent
der Bevölkerung ausmachen, dürfte sich
diese Bemerkung auf die bis jetzt in der Verfassung
festgelegte Berufung auf den dreieinigen Gott
beziehen. Nun wird man mit Rücksicht auf
sogenannte Minderheiten die Rechte der Mehrheit
zerstören. Auch dies ist eine beliebte Taktik
der Humanisten und Internationalen Sozialisten,
dem Gott der Bibel den Krieg zu erklären.
In dieser Zeit vor den Wahlen formieren sich
neue Parteien und Interessengruppen. Die IFP (Inkatha
Freedom Party) hat angedroht, bei den Wahlen nicht
mitzumachen. Dies versuchen sowohl de Klerk als
auch Nelson Mandela zu verhindern. Es würde
die Wahlen zur Farce und das Land womöglich
unregierbar machen.
Mandela und viele Anhänger des ANC gehören
in erster Linie zum Stamm der Xhosas. Inkatha
vertritt die Zulus, den größten Stamm
Südafrikas, obwohl etliche Zulus auch mit
dem ANC sympathisieren. Ein Zulu, so wurde mir
mehrfach versichert, werde nie zulassen, daß
jemand anderer über ihn regiere, dazu sei
er viel zu stolz. Sie waren das kriegerischste
Volk des Subkontinents, der Königsstamm,
und haben früher die anderen Stämme
unterworfen. Daß das Arpatheidsystem Unrecht
war, haben mir die Geschwister einmütig bestätigt.
doch es gibt auch die schwarze Apartheid, von
der man in unseren Medien so gut wie gar nichts
hört. So fordern etliche Stimmen ein eigenes,
von der südafrikanischen Föderation
unabhängiges Königreich. Einen eigenen
Staat namens "Afrikaaner Volkstaat"
wollen auch die radikalen Buren der "Afrikaaner
Freedom Foundation". Man ist nötigenfalls
auch bereit, dafür zu kämpfen. So gibt
es schon Trainings- und Ausbildungslager für
den zu erwartenden bewaffneten Kampf. Militant
gibt sich auch der Panafrikanische Kongrea (PAC),
der zwar nun auch der Gewalt abschwören und
mit der ANC koalieren möchte, doch ihre ungeahndeten
Schlachtrufe "Für jeden weißen
Siedler eine Kugel" und "Richtet eure
Waffen auf Polizisten" hallen vielen noch
in den Ohren.
In der derzeitigen Situation des Subkontinents
ticken mehrere Zeitbomben, die ohne die Gnade
Gottes leicht zur Explosion kommen könnten.
Es wäre dies die schlimmste der möglichen
Varianten, wie mir Brüder bestätigten,
die Libanonisierung Südafrikas, Zustände
wie im ehemaligen Jugoslawien. Das einst blühende
Land könnte in einem Blutbad untergehen.
Kurz vor meinem Rückflug kam eine neue Schreckensnachricht.
Ein weiteres Massaker hat stattgefunden. 15 Anhänger
des ANC wurden in der Provinz Natal am 19. Februar
ermordet. Immer offener wird bereits auch in den
Zeitungen von einem möglichen Bürgerkrieg
gesprochen.
Die meisten Gläubigen sind sich dieser Situation
bewußt und ich traf bei den Christen einen
großen Ernst an. Südafrika hat immer
noch ein großes Potential von Gläubigen
und man weiß von der Waffe des Gebets. So
war ich selber auch geführt, in einem kleineren
Hauskreis in Kapstadt über 1 Mose 18 zu sprechen.
Auf die Fürbitte Abrahams hin erklärt
der lebendige Gott: "Finde ich fünfzig
Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um
ihretwillen dem ganzen Ort vergeben" (Vers
24). Die Kinder Gottes wissen von diesem Gnadenangebot
und es entstehen viele Gebetszellen im ganzen
Lande. Leider ist auch die Bezeichnung Sodom nicht
mehr so abwegig. Zum Leidwesen der Gläubigen
gibt es seit kurzem Porno-Zeit-schriften und seit
ca. einem Monat im Hauptkanal TV1 Werbeanzeigen
für das Playboy-Magazin. Die Homosexuellen
demonstrieren für ihre Rechte und auch das
Abtreibungsverbot wird immer mehr gelockert. Dies
muß man nun leider weltweit feststellen:
Immer, wo die Internationalen Sozialisten in der
Politik Einfluß nehmen, beginnt die, buchstäblich,
Demoralisierung des Volkes. All diese Umbrüche
bewirken aber auch bei Schwarz und Weiß
eine große Offenheit für das Evangelium
sowie Bereitschaft zu mehr Ernst der Nachfolge
bei denen, die den lebendigen Gott bereits kennen.
Doch wie kam es überhaupt dazu, daß
ich in Südafrika landete? Normalerweise halte
ich mir den Monat Februar frei für Vorträge
in Indien. Doch aus verschiedenen Gründen,
obwohl Einladungen vorlagen, nahm ich von dieser
Möglichkeit Abstand. Südafrika stand
mir schon mehrmals als Ziel vor Augen und als
ich auf meinem Schreibtisch das Fax eines Bruders
aus der RSA vorfand, fragte ich ihn kurzerhand
an, ob ein Besuch möglich wäre. Dirk
Franzmann, den ich von der FTA in Gießen
her kannte und derzeit in Johannesburg wohnt,
erklärte sich bereit, mich aufzunehmen und
bei den Stadtmissionen für mögliche
Dienste anzufragen. Und dann ging alles sehr schnell.
Überraschend taten sich Türen auf, und
am 5. Februar 94 war der Abflug mit Alitalia von
Frankfurt via Rom nach Johannesburg. Diese Fluglinie
hatte einen besonders günstigen Tarif angeboten.
Weil niemand weiß, wie es nach den Wahlen
im April weitergehen wird und dies womöglich,
was nicht zu hoffen ist, eine letzte Gelegenheit
darstellt, das Land noch so frei zu besuchen,
hat diese Überlegung mit dazu beigetragen,
diese Reise anzutreten.
Kaum in Johannesburg angekommen, ging es am nächsten
Tag schon nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias,
ehemals Südwestafrika, weiter. Johannes Trauernicht,
Prediger der dortigen Stadtmission, holte mich
am Busbahnhof ab. Die Zeit und die Gemeinschaft
mit diesem Bruder und seiner Familie war mir ein
Geschenk. Obwohl alles eher kurzfristig geplant
werden mußte, ergaben sich zwei Dienste.
Insgesamt weilte ich nur drei Tage in diesem schönen
und dünnbesiedelten Land. Da man das Vordringen
der charismatisch, pfingstlichen Einflüsse
mit Sorge registriert, wurde ich von Johannes
gebeten, doch noch zu diesem Thema einen Vortrag
zu halten. Es war eine dankbare Abnahme vorhanden
und Verantwortliche meinten, ich habe damit der
Gemeinde einen Dienst erwiesen. Für mich
war diese Gelegenheit ein Geschenk, denn ursprünglich
sah es so aus, als wäre für solche Vorträge
keine Gelegenheit.
Johannes Trauernicht erzählte mir von einem
Fall von "Gemeindewachstum" durch die
Gabe der "Prophetie", der sich in Windhoek
vor ca. 10 Jahren abgespielt hatte. Wolfgang Müller,
damals rechte Hand von Volkhard Spitzer, kam nach
Windhoek in die Freie Christengemeinde und berichtete
von einer Vision. In einer Art Himmelsleiter sah
er 200 neue Ehepaare im Laufe einiger Jahre zur
Gemeinde hinzukommen. Als nach vier Jahren immer
noch nichts in dieser Richtung geschehen war,
holte man Petrao Bauer, einen Pfingstprediger
aus Pretoria. Man wollte herausfinden, warum Müllers
Vision sich nicht erfüllt hatte. Vor versammelter
Gemeinde erklärte er, angeblich durch prophetische
Eingebung, im Beisein des Beschuldigten, der verantwortliche
Pastor, Winschevski, lebe im Ehebruch. Dies traf
überhaupt nicht zu, doch ein Teil der Anwesenden
glaubte dieser "Prophetie" und darüber
spaltete sich bzw. zerbrach die Gemeinde. Erschüttert
zog Winschevski in die Kap.
Namibia ist ein großes und reiches Land.
Als die Wahlen stattfanden, gab es etliche Unregelmäßigkeiten
und Machenschaften, um der SWAPO zur Macht zu
verhelfen, die jedoch von der UNO geduldet wurden.
Doch damals wurde viel gebetet und man ist trotz
dieser sozialistischen Regierung eher dankbar
für die bisherige Entwicklung. Man führt
dies fast einmütig auf die vielen Gebete
zurück.
Fast bedauerte ich es, nicht längere Zeit
für Namibia eingeplant zu haben, so gut gefiel
es mir bei dieser Familie und in dem Lande. Doch
am 10. Febr. ging die Reise weiter nach Kapstadt.
Es war ein Flug mit einer Propellermaschine, die
durch ihren relativ niedrigen Flug einen Eindruck
von der Schönheit und Weite dieses Landes
vermittelte. Am Flughafen in Kapstadt holte mich
Lothar Buchorn ab, Prediger der dortigen Stadtmission.
Auch mit diesem Bruder genoß ich die Gemeinschaft
und den Austausch in besonderer Weise. Schade,
daß sich unsere Wege nicht schon früher
gekreuzt hatten.
Kapstadt ist berühmt für seinen Tafelberg
und da an diesem Tag ein wolkenloser Himmel strahlte,
besuchte ich via Seilbahngondel noch dieses berühmte
Ausflugsziel. Für die Anhänger der New-Age-Bewegung
ist dieser Berg ein besonders "energiereicher"
Ort, zu dem sie ehrführchtig pilgern. Der
Ausblick war herrlich. Nie hätte ich gedacht,
der ich als Schüler über diesen Berg
befragt wurde, einmal auf diesem Fleck der Erde
zu stehen. Wir haben einen großen und reichen
Gott.
Als ich am nächsten Tag gemeinsam mit Lothar
Cape Point besuchte, tummelten sich in einer Bucht
eine Schule Delphine, die dann noch, als wir zum
Strand kamen, wie bei einer Vorführung in
die Luft sprangen. Später stand ich an dem
Punkt, von dem aus man sowohl den Atlantischen
als auch Indischen Ozean gleichzeitig sehen kann.
In der Stadtmission war für den 11. Februar
das Thema "Dinosaurier und die Bibel"
angesagt. Das Interesse war ziemlich groß
und es ergab sich ein Abend, an dem vor allem
die jungen Leute viele Fragen zu der Thematik
Evolution bzw. Naturwissenschaft und Glaube stellten.
Ich möchte es auf die Gebete der vielen zurückführen,
daß sich solch eine gute Abnahme des Wortes
erkennen ließ.
Auch Lothar Buchorn bat mich am Sonntag im Gottesdienst
zum Thema endzeitliche Verführung zu sprechen.
Auf seine Initiative hin wurde das Programm umgestellt.
Das Durcheinander, daß durch Wunderheiler
und "Superapostel" (2. Kor. 11,5) geschieht,
nimmt bald globale Züge an und wo man hinkommt,
gibt es Informationsbedarf in diesem Bereich.
Auch nach dieser Botschaft wurde ich mit zahlreichen
Fragen "gelöchert".
Erschütternd war, was mir verschiedene Geschwister
wegen Aids berichteten. Die offiziellen Stellen
schweigen sich darüber eher aus, doch es
dürfte zutreffen, was jemand einmal als eine
"Atombombe, die in Zeitlupe explodiert",
definiert hat. Kapstadt gilt als Hochburg der
Homosexuellen.
Ein Arzt, der in Simbabwe arbeitete, rechnete
sich aus, daß bis zum Jahre 2000 60-70%
der Bevölkerung von dieser Seuche dahingerafft
sein werden. Als er den Gesundheitsminister Simbabwes
darauf ansprach, meinte dieser: "Unser Problem
ist derzeit Masern und nicht Aids." Auch
hier ticken Zeitbomben ungeahnten Ausmaßes.
Einmütig wurde mir gesagt, wie dieser tödliche
Virus sich bei der schwarzen Bevölkerung
schon viel weiter ausgebreitet hat. Jemand schätzte
sogar, daß in Somalia 80% der Bevölkerung
an Aids erkrankt sei. Ob dies so zutrifft, entzieht
sich meiner Kenntnis.
Der Abschied von Lothar und seiner Familie fiel
mir mindestens ebenso wenn nicht noch schwerer
als der von Familie Trauernicht. Was hatte sich
doch in so kurzer Zeit für eine herzliche
Verbindung und Gemeinschaft ergeben. Problemlos
ließ sich sogar der Flug nach Johannesburg
verschieben, um noch bei einem Hauskreis sprechen
zu können.
In Johannesburg holte mich wieder das Ehepaar
Franzmann ab. Auch hier hatte die Stadtmission
für die evangelistischen Abende geworben.
Wiederum bat mich der Prediger, am Sonntag doch
die Thematik endzeitliche Verführung aufzugreifen.
Es war für mich manchmal nur noch zum Staunen,
wie der Herr führte und Türen öffnete.
So wurden noch zwei Vorträge in Hauskreisen
organisiert, damit durch biblische Lehre Klärung
in diese endzeitliche Verwirrung geschenkt werden
möge.
Aufschlußreich waren die Aussagen etlicher
Geschwister über das Missionswerk Kwa Sizabantu,
das von Erlo Stegen geleitet wird. Zum Teil war
ich erschüttert, was ich da zu hören
bekam. Zusammenfassend, als Ergebnis vieler Gespräche,
habe ich folgende Notizen bzw. Zitate festgehalten:
"Es wirkt ein anderer Geist, nicht die Gnade
ist im Mittelpunkt, sondern die Sünde bzw.
der Mensch." Alle Verkündigung ist sündenzentriert
und als Ergebnis eines falschen Sündenbegriffes
dreht sich alles um Einzelsünden, die alle
bekannt werden müssen. Es wird Gesetzlichkeit
und Höllenstrafe gepredigt und es gibt so
gut wie keine Heilsgewißheit als Folge einer
unbalanzierten und nicht christozentrischen Verkündigung.
Die Gesetzlichekeit geht bis ins Zwanghafte ebenso
wie das Bekennen von Sünden.
Ehemalige Mitarbeiter bzw. solche, die sich vom
Missionswerk getrennt haben, nannten vier Punkte,
die sie zu beanstanden hatten:
1. Führungsstil, der diktatorische Züge
trägt. 2. In Sachen Finanzen soll manches
nicht sauber gelaufen sein. 3. Die Beichte wird
nicht als Angebot sondern als Zwang empfunden.
4. Bedenken herrschen auch wegen der Visionen
von Hilda Dube, Mutter der Lydia Dube, und einiger
anderer Frauen, die einen besonderen Stellenwert
im Missionswerk einnehmen.
Es hat dies Auswirkungen auf die Verkündigung.
So bezeugte jemand wörtlich: "Während
meiner Zeit in Kwa Sizabantu hatte ich keine Gewißheit,
niemals. Auch heute kämpfe ich noch. Ich
weiß die Antworten und bin sogar imstande,
anderen zur Heilsgewißheit zu helfen. Aber
ich selber kann es nicht für mich glauben.
Es ist zu schwer für mich."
Auch hat man folgendes beobachtete: Leute, die
in Sizabantu sind, ziehen sich von Verwandten
zurück und kommen in eine negative Haltung,
bis dahin, daß alles kritisiert wird. Ein
Bruder sagte unumwunden: "Leute, die in Kwa
Sizabantu waren, sind für verbindliche Gemeindearbeit
nicht mehr brauchbar, weil alles andere fleischlich
sei."
Man beobachtet auch eine gewisse Situationsethik.
Beispielsweise erklärt man einem Anrufer,
Erlo sei nicht da, obwohl er anwesend ist. Oder
Stegen sagt zu seinen Mitarbeitern, "diesen
Bruder braucht ihr nicht abholen." Als er
dann kam: "Warum hast du nicht angerufen?
Wir hätten dich so gerne abgeholt!"
Für manche Beobachter herrscht eine "aufgesetzte
Herzlichkeit", die nur das Ziel hat, Leute
für Sizabantu einzunehmen. Jemand, der jahrelang
dort war, sagte wörtlich: "Ich habe
nie Liebe gefunden!" Ein anderer, der drei
Jahre in Sizabantu weilte, erklärte: "Ich
habe nie ein Heilungswunder gesehen." Ein
weiteres Zitat: "Bevor ich nach Sizabantu
kam, war ich ein glückliches Kind und hatte
niemals Depressionen. Dann weinte ich den ganzen
Tag und wußte nicht einmal warum. Alle scheinen
besser als ich zu sein. Vorher hatte ich Heilsgewißheit,
danach nicht mehr."
Wer sich vom Missionswerk trennte, war automatisch
auf dem falschen Weg. Das womöglich schlimmste
Beispiel war ein junger, begabter Mitarbeiter.
Er sah sich von Gott in eine andere Missionsaufgabe
geführt. Erlo Stegen sah darin jedoch einen
"teuflischen Weg", was zur Folge hatte,
daß sich die junge Frau weigerte, mit ihrem
Mann zu ziehen. Obwohl die Frau ihren Mann liebte,
konnte sie es nicht über ihr Gewissen bringen,
von Sizabantu wegzugehen. Sie befürchtete,
damit Gott ungehorsam zu sein. Ihr Mann aber konnte
nicht mehr dort bleiben. Ihm waren zu viele Zweifel
und Fragen bezüglich Kwa Sizabantu gekommen.
Nun ist es gewiß Gottes Absicht, Ehen zu
erhalten und der Platz der Frau und ihrer Kinder
wäre bei ihrem Mann gewesen. Da die Frau
zwischen Sizabantu und ihrem Man hin- und hergerissen
war, lag der Schlüssel für die Lösung
dieses Dilemmas bei Erlo Stegen. Auch anhaltende
Gespräche besorgter Geschwister fruchteten
nicht. Anstatt dem Wort Gottes zu gehorchen und
die Frau zu ihrem Mann zu schicken, wurde sie
umso mehr an Sizabantu gebunden. Die Ehe wurde
geschieden, obwohl sich beide liebten. In einem
Bericht darüber wurde gefragt: "Was
ist schwerer für einen Mann, seine Frau durch
Tod zu verlieren oder auf solche Weise? Und die
Kinder?"
Ich hatte Gelegenheit, mich einige Zeit mit dem
Betroffenen zu unterhalten. Der Aussage des Paulus
im Zusammenhang mit einem fremden bzw. knechtischen
Geist (2. Kor. 11,4), dessen Auswirkungen er in
Vers 20 schildert, "Ihr ertragt`s, wenn euch
jemand zu Knechten macht, wenn euch jemand schindet,
wenn euch jemand gefangennimmt...", konnte
er nur voll beipflichten.
Ich mußte feststellen, daß nicht
alle glücklich waren, zuviele Details preiszugeben.
Auch ich habe längst nicht alles zu Papier
gebracht, was mir glaubwürdige Zeugen berichtet
haben. Erlo Stegen hat mehrmals Aussagen gemacht,
die als Prozeßandrohungen verstanden werden
mußten. Es wird von Sizabantu alles darangesetzt,
den Schein zu bewahren und wer zu viel von den
Vorgängen hinter den Kulissen aufdeckt, muß
mit einer Klage rechnen. Ein Bruder meinte: "Ein
sachliches Gespräch mit Erlo Stegen ist völlig
unmöglich, weil er alles persönlich
nimmt und Kritik hinsichtlich der Arbeit nicht
gelten läßt."
Wenn ich meine persönlichen Eindrücke
zusammenfassen kann, geschieht in Sizabantu die
Verlagerung vom Heiligen Geist zu einem animistischen,
knechtischen Geist, wie man ihn unter den afrikanischen
Stämmen kennt. In diesem Fall tarnt er sich
nur als besonders heilig. Dieser Diagnose wurde
von den Brüdern, die über die Ereignisse
von Sizabantu informiert waren, nicht widersprochen.
Ein Stadtmissionar berichtete über die Resultate
einer Evangelisation mit Reinhard Bonnke in Soweto.
Eine deutsche Missionarin, die 14 Jahre in Soweto
Religionsunterricht gegeben hatte, wollte wissen,
wie sich Bonnkes Feldzug ausgewirkt hatte. So
ging sie zur nächsten Polizeistation und
erkundigte sich. Der Polizist erzählte ihr
nicht nur von der Evangelisation, sondern er war
mehrmals selber dort gewesen. Er bestätigte,
wie jeden Abend viele Leute nach vorne gingen,
um sich zu bekehren. Viele haben Waffen, Zaubereigegenstände
öffentlich verbrannt und sich davon losgesagt.
Die Polizei merkte, wie in diesen 4 Wochen, in
denen Bonnke evangelisierte, die Verbrechen stark
zurückgingen. Doch danach, ca. 2-12 Tage
nach der Abreise des Evangelisten, mußte
die Polizei zur Kenntnis nehmen, wie die alten
Grausamkeiten und Verbrechen wieder begannen,
um einige Wochen danach in noch verstärkterem
Maße aufzutreten. Der Polizist sagte auch,
wie es ihm nicht bekannt sei, daß auch nur
einer der "Bekehrten" zu irgendeiner
Bibelstunde oder Gemeinde ginge. Die Schwester
bestätigte auch, daß in den mehreren
Monaten ihres Religionsunterrichts ihr kaum Christen
begegnet sind.
Ein anderer Bruder berichtete, wie er nach der
biblisch vertretbaren Botschaft Bonnkes gebeten
habe, der Herr möge doch offenbaren, welch
ein Geist hier wirkt. Darauf habe Bonnke dreimal
ins Mikrophon gerufen: "Now, I release the
Holy Spirt". (Ich gebe jetzt den Heiligen
Geist frei oder lasse ihn los). Hier möchte
ich wiederum an das Zitat von Saturnin Wasserzug
erinnern: "Der Heilige Geist ist die herrlichste
Gabe an die Gemeinde, wenn sie gehorcht, und die
gefährlichste, wenn sie versucht, ihn zu
manipulieren." Da sich Gott bekanntlich "nicht
von Menschen Händen dienen läßt"
(Apg. 17,25), sind die Auswirkungen dementsprechend.
Ein anderer Bruder berichtete, wie in letzter
Zeit als neue Welle aus Amerika kommend in einigen
Pfingstgemeinden das "Lachen im Geist"
praktiziert wird. Dies sei nun das neue Zeichen
für das Erfülltsein mit dem angeblich
Heiligen Geist.
Viele Fragen bereitet auch die "Rhema Church"
von Ray Macauley in Johannesburg. Da sie bis zu
3000 oder gar 5000 Mitglieder hat, ist sie ziemlich
einflußreich. Auch tritt Ray Macauley öfters
im Fernsehen auf. Nun, was von diesen Rhema Churches
zu halten ist, darüber hat schon Hank Hanegraaff
in "Christianity in Crisis" geschrieben.
Eine Schwester erzählte mir, wie jemand einer
Bekannten zuliebe diese Gemeinde besuchte. Nach
einer Dreiviertelstunde sei sie weggegangen. Man
habe immer wieder in diesem ganzen Zeitraum ein
und denselben Liedvers gesungen. Bei einer anderen
Gelegenheit habe man einen Mann ohnmächtig
nach vorne getragen. Etwa 20 Minuten lang versuchte
Ray Macauley dann vor der Gemeinde einen Dämon
auszutreiben, damit der Betreffende wieder zu
sich käme. Schließlich habe er entnervt
aufgegeben, verärgert, daß all seine
Exorzismen keine Wirkung zeigten. Ohne eine Predigt
wurde die Gemeinde nach einem Lied entlassen.
Wegen all dieser zunehmenden Verwirrungen gab
es manche Anfrage um Vorträge. Fast spontan
öffneten sich Türen und ergaben sich
Möglichkeiten der Unterweisung in Gottes
Wort. Insgesamt hatte ich 12 Predigten, Bibelarbeiten,
Wortauslegungen und evangelistische Verkündigungen.
Mehrere äußerten den Wunsch, ich möge
wiederkommen. So der Herr will und wir leben,
dürfte es mir nicht schwerfallen, dieser
Bitte zu entsprechen.
Dieser Subkontinent ist für ein (ehemals)
zoologisch begeistertes Herz eine wahre Augenweide.
Ein Tierreichtum tut sich dem Betrachter auf,
der in seiner Farb- und Artenvielfalt nur schwer
in Worte zu fassen ist. Afrikas größtes
Naturreservat ist der Kruger Nationalpark. Fast
so groß wie ganz Hessen ist er ein Eldorado
für Naturliebhaber. Es war mir vergönnt,
diesen Nationalpark zu besuchen. Man kann dort
an einem Tag allein so viele Vogelarten beobachten,
wie in unseren Breitengraden nicht in Jahren.
Der Rekord liegt bei 280 Arten, die an einem Tag
gesichtet wurden. Tiere, von denen ich als Teenager
nur träumen konnte, Zebras, Löwen, Giraffen,
Nashörner, Elefanten, Antilopen, Leoparden
usw. konnte ich nun zum ersten Mal in freier Wildbahn
bewundern.
Ein besonderes Geschenk war mir, daß ich
mit dem Prediger der Stadtmissionen in Johannesburg
nicht nur herzliches Verhältnis haben durfte,
er ist auch ein versierter und kenntnisreicher
Vogelbeobachter. An dem Tag meines Abflugs unternahmen
wir noch einen gemeinsamen morgendlichen Vogelbeobachtungsausflug.
Der Abschied von den lieben Geschwistern fiel
mir schwer. Möge doch der gnädige Herr
sich erbarmen, dank der doch vielen Beter noch
genügend Gerechte finden und dem ganzen Land
vergeben.
Alexander Seibel