Catherine Seibel
Madagaskar ist eine 1600 km lange Insel im Indischen
Ozean, ca. 600km vor der Küste von Mosambik
(Afrika). Wir flogen am 1. Febr. 1997 von München
über Nairobi nach Antananarivo, ein 12 Stundenflug.
Antananarivo, die Hauptstadt, heißt wörtlich:
“dort wo tausend Dörfer sind“.
Die Stadt hat ca. 2 Millionen Einwohner, eine
Stadt ohne Straßenschilder oder Ampeln.
Antananarivo, das auf 12 Hügel erbaut ist,
liegt 1300m über dem Meer, deswegen ist das
Klima manchmal ziemlich kühl.
Der berühmteste und beliebteste König,
der heute noch verehrt wird, war Andrianampoinimerina
. Er regierte von 1787 - 1810. Er war zwar Analphabet,
doch er wurde bekannt durch seine Klugheit und
seinen Gerechtigkeitssinn. Er hat Madagaskar einigermaßen
vereinigt. Vorher hatten sich einzelne Stämme
bekriegt. Er hatte 12 Frauen - für jeden
Hügel der Hauptstadt eine. Sein Sohn, Radama
I., trug als erster König den Titel „König
von Madagaskar“. Er regierte von 1810 -
1828. Radama I. hieß Missionare ins Land
kommen, er lernte Englisch, und dann erarbeitete
er mit dem englischen Missionar David Jones eine
Orthographie mit lateinischer Schrift und eine
Grammatik für die madagassische Sprache.
Am 26. 3. 1823 wurde diese Sprache zur Staatssprache
erklärt. Er ließ die Bibel übersetzten
(1820 war die Bibel fertig übersetzt), ließ
Schulen gründen, schuf die Sklaverei ab;
er lud Wissenschaftler und Handwerker ins Land.
Durch die Arbeit der Missionare wurden viele Madagassen
Christen. Mit 36 Jahren starb Radama I. an Malaria.
Seine Witwe, Königin Ranavalona I., folgte
ihm. Sie wollte zurück zum Ahnenkult und
zur Magie. Als erstes ließ sie alle Verwandten
von ihrem verstorbenen Gatten umbringen. Sie wies
alle Europäer aus dem Land. Sie führte
die Sklaverei wieder ein. Die Christen wollte
sie loswerden. 1835 verbot sie das Christentum.
Die Christen trafen sich heimlich. Es fing eine
schlimme Christenverfolgung an. Viele Gläubige
wurden gesteinigt, lebendig verbrannt, vergiftet.
Eingewickelt in Matten wurden sie die Felsen hinunter
gestürzt. Eine Ausnahme war Jean Laborde.
Dieser Franzose strandete 1832 als Schiffbrüchiger
an der madagassischen Küste. Er gewann als
einziger Europäer Vertrauen und Gunst der
Königin. Laborde erbaute bei Mantasoa Werkstätten,
Eisenschmieden und Ziegelbrennereien. Auf ihn
sind die typischen Wohnhäuser (mit Ziegel,
Mörtel und Holzveranda ) zurückzuführen.
Jean Laborde war es auch, der den zweirädrigen
Ochsenkarren und den heute noch so viel verwendeten
„Pousse-pousse“ (ein Rikscha-Gefährt
zum Ziehen) entwarf. Er ließ auch den Königinnenpalast
auf dem höchsten Hügel von Antananarivo
erbauen. Durch Intrigen fiel er in Ungnade und
wurde des Landes verwiesen. Ranavalona I. regierte
33 Jahre lang und bekam den Beinamen „die
Blutige“. Jedoch, durch den Tod der Christen
gab es viele neue Bekehrungen, die Gemeinde wuchs,
ja sogar der einzige Sohn der Königin wurde
Christ. Als dieser, nämlich Radama II., an
die Macht kam, holte er Jean Laborde als französischen
Konsul wieder ins Land. Mit ihm kamen wieder Missionare,
Kaufleute und Wissenschaftler. Radama II. wurde
1863 mit einem Seidenschal erwürgt und seine
Witwe wurde Königin.
Der Königinnenpalast ist die Grabstätte
von allen Königen und Königinnen (zum
Teil wurden sie später umgebettet). Die verstorbenen
Könige werden nach der Vorstellung vieler
Madagassen gottähnlich:, deswegen die Vorsilbe
„Andria“ = der Edle, „Ra“
= Herr oder Herrin. Die Toten werden heute noch
verehrt, von ihnen erwartet man Führung und
Bewahrung. Die letzte Königin, Ranavalona
III. , wurde von den Franzosen abgesetzt. Sie
starb 1917 im Exil und wurde später in Antananarivo
begraben. Vor ca. 2 Jahren wurde der Königinnenpalast
im Zuge von politischen Auseinandersetzungen angezündet.
Viele Kostbarkeiten wurden Opfer der Flammen.
Madagaskar war französische Kolonie, bis
es 1960 die Unabhängigkeit erlangte. Einige
Jahre lang, und jetzt wieder neu, regierte ein
Kommunist, nun Sozialist, Ratsiraka das Land.
Die viertgrößte Insel der Welt hatte
1900 2,2 Mill. Menschen, 1990 bereits 12 Millionen.
44% der Bevölkerung sind unter 15 Jahren
- oder: 50% sind unter 20 Jahren. Es ist somit
eines der kinderreichsten Länder der Welt.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei
50 Jahren. (Deswegen haben wir kaum ältere
Leute gesehen). 30% der Bevölkerung leidet
an akuter Unterernährung, 55% erreichen knapp
das Minimum. Was das bedeuten kann, möchte
ich an Hand von einigen Beispielen erzählen.
Markus und Renate Jakob, ein Schweizer Ehepaar,
haben mit einem Projekt „AEF - Aide aux
Enfants et Familles“ angefangen. Sie nehmen
arme und verlassene Kinder auf und bringen sie
nach einer Erholungszeit bei ihnen selbst oder
im Kinderhaus „Maren“ in madagassischen,
christlichen Familien unter, die dafür von
AEF ein Pflegegeld erhalten.
So wurde Tsiory, ein blindes Mädchen, von
Jakobs selbst aufgenommen, da sie bei ihrer Ankunft
in einem extrem schlimmen Zustand war. Jakobs
schrieben damals in ihrem Rundbrief: „Völlig
vernachlässigt und unterernährt wog
sie nur 8,5 kg (mit 5 Jahren), und konnte nicht
laufen. Auf dem total verlausten Kopf hatte sie
mehrere große Furunkel, dazu noch einige
am Körper. Über 40 lange Würmer
schied sie während der Wurmkur aus, einige
sogar durch den Mund. Durch Krankheit und Unterernährung
sind ihre Augen blind geworden...“ Inzwischen
hat sie sich zu einem fröhlichen und aktiven
Mädchen entwickelt. Sie spricht Madegassisch
und Französisch und ab und zu überrascht
sie uns mit deutschen Sätzen! Sie geht tagsüber
in eine in Antananarivo neu gegründete Blindenschule.
Tsiory hat mir voller Stolz ihre Schule gezeigt
und ihre blinden Freunde vorgestellt. Diese Schule
ist für 12 Kinder eine Internatsschule. Sie
haben 2 Räume, ein Raum dient als Schlafraum
für die Jungens und als Unterrichts- und
Eßzimmer. Der andere Raum ist Schlafzimmer
der Mädchen und Angestellten. Die Angestellte
ist ein junges, liebes Mädchen. Sie sorgt
für die 12 blinden Kinder, sie kocht für
sie und hilft beim Unterrichten. Sie bekommt umgerechnet
23 DM im Monat und hat zur Zeit keinen einzigen
freien Tag (wegen Personalmangels) - nicht zu
reden von einem eigenen Zimmer. Alles sieht für
uns sehr düster und primitiv aus, obwohl
sie sogar fließendes Wasser haben.
Ich habe es auch bedauert, daß die Kinder
keinen Garten oder Spielplatz haben. Die Schule
besitzt nicht einmal einen Kassettenrecorder!
Aber sie werden nicht so darunter leiden, da sie
gar keinen Spielplatz kennen, die düsteren
Räume gar nicht sehen und ihr bisheriges
Leben noch viel schlimmer war. Ein blindes Mädchen
wurde den ganzen Tag an Bett oder Tisch gebunden
und alleine gelassen. Ein Mädchen kommt aus
dem Verbrecherviertel. Ihr wurde Säure in
die Augen gespritzt. Ein Junge war vorher zum
Betteln abgerichtet worden. Diese Kinder müssen
das Geld abgeben und werden oft geschlagen, wenn
sie nicht genug einbringen. Dieser Junge wurde
dann in einem Tunnel ausgesetzt. So sind die Kinder
froh, daß sie hier Zuflucht, ein Bett und
eine Art Familie gefunden haben und genug zu essen
bekommen.
Nanty: Als er mit ca. 1 Jahr aufgenommen wurde,
wog er 4,5 kg. Seine Mutter hatte versucht ihn
zu ersticken. Heute ist er ein kräftiger,
gesunder Junger, ein prächtiger Lausbub.
Martine: Sie kam mit 5 Jahren, wog 6,3 kg, alle
ihre Zähne waren vereitert, sie hatte eine
schlimme Rachitis und 10 Knochenbrüche. Martine
hatte ihr bisheriges Leben in einem ca. 4 qm großen
Raum (Bretterverschlag) zugebracht, buchstäblich
eingequetscht zwischen noch 5 Erwachsenen. Lanto:
Sie wurde als 9. Kind geboren. Der Vater starb
als sie 2 Wochen alt war. Ab diesem Zeitpunkt
konnte ihre Mutter sie nicht mehr stillen. Ihre
Mutter fand Arbeit als Trägerin. Sie mußte
große Körbe mit nassem Grünzeug
auf ihrem Kopf zum Markt tragen. Wenn sie Lanto
auf ihren Rücken gebunden hatte, tropfte
das Wasser auf die Kleine. So wurde Lanto zu Hause
gelassen. Das Geld reichte nicht für Milch
oder gar für eine Flasche. So wurde Lanto
mit einem Löffel Wasser, manchmal mit etwas
Zucker vermengt, eingeflößt. Als Lanto
aufgenommen wurde, war sie 9 Monate alt, wog nur
noch 2,7 kg. Außerdem hatte sie Syphilis.
Wenn nun der Arzt im Krankenhaus ein Medikament
verschreibt, so heißt das noch lange nicht,
daß dieses Medikament auch in den Apotheken
erhältlich wäre. So freuen sich Jakobs
immer sehr über Medikamente, die Besucher
mitbringen. Damit können sie vielen Menschen
helfen. Eigentlich hätte Lanto stationär
im Krankenhaus aufgenommen werden müssen,
denn sie war wirklich am Sterben. Aber selbst
der Arzt meinte, daß die hygienischen Zustände
im Krankenhaus so wären, daß sie zu
Hause die besseren Überlebenschancen hätte.
In der Kinderabteilung des französischen
Militärkrankenhauses in Antananarivo gibt
es tagsüber kein fließendes Wasser.
Außerdem ist es so, daß jeder Patient
im Krankenhaus selber verantwortlich ist für
seine Wäsche (auch Bettwäsche, die viele
gar nicht besitzen) und Verpflegung. Als der Mechaniker
von MAF wegen Verdachts auf Tuberkulose ins Krankenhaus
kam, mußte seine Frau täglich 7 km
zu Fuß mit 2 kleinen Kindern und einem Baby
zurücklegen, um ihren Mann mit Essen versorgen
zu können.
Andry und Nomena sind ohne Augen zur Welt gekommen.
„Nomena“ bedeutet „Weggegeben“,
denn ihre Mutter trennte sich sofort von ihrem
kleinen Mädchen und gab ihr diesen Namen.
Glücklicherweise nahm die protestantische
Kirche das Baby auf und suchte einen Platz für
sie, damit sie am Leben bleiben konnte; denn das
Gebiet ist dafür berüchtigt, daß
Zwillinge und behinderte Kinder umgebracht werden,
weil sie angeblich Unglück bringen. Andrys
Vater ist unbekannt und die Mutter gestorben.
So war er etwa zehn Monate bei seinen Großeltern,
ca. 200 km westlich von Tana auf dem Land. Diese
wollten ihn aber nicht behalten und gaben ihn
wie eine Gepäckstück dem Chauffeur eines
Taxi-Brousse mit, der ihn in Tsiorys Blindenschule
abgab.
Die Analphabeten, die Armen und Schwachen werden
oft ausgenutzt. Eine Witwe mit 10 Kindern wird
von ihren Verwandten geärgert, da sie keine
Zeugin Jehovas ist, wie diese. Ihr Mann hatte
sich Geld ausgeliehen, um Medikamente zu kaufen.
Nach seinem Tod fordert man von der Frau das Geld
zurück. Da sie es nicht bezahlen kann, werden
einfach ihre 2 ältesten Töchter als
„Sklavinnen“ mitgenommen. Sie sollen
die Schuld abarbeiten. Die Mädchen kennen
weder ihren Lohn, noch die Höhe der Schuld.
So arbeiten sie nach einem Jahr immer noch ohne
Lohn dort, als Jakobs davon hören. Es gelingt
ihnen, die Mädchen zu befreien. Überhaupt
gibt es viele Kinder, die statt zur Schule gehen
zu können, arbeiten müssen. Sie müssen
Backsteine oder andere Dinge schleppen, betteln
oder auf den Reisfeldern arbeiten.
Die Situation in den Gefängnissen können
wir uns kaum vorstellen. Viele Gefangenen sterben
vor Hunger. Alles ist korrupt. Auf dem Gericht
läuft es nur gut mit Bestechung. Die Richter
erscheinen, wann sie wollen. Die Geburtsurkunde
von einem Kind wird zunächst insgesamt dreimal
mit Fehlern abgeschrieben, dann werden Jakobs
mehrmals zum Gericht bestellt, aber unverrichteter
Dinge wieder nach Hause geschickt, da die Richterin
gerade keine Lust hatte, das Dokument zu unterschreiben.
Die Taxichauffeure: Sie haben nicht genug Geld,
um sich ein Auto zu kaufen. So mieten sie eines.
Sie müssen nun täglich die Miete bezahlen,
das Benzin und erst wenn ihnen dann noch etwas
übrigbleibt, können sie davon leben.
So können sie sich oft nur literweise das
Benzin kaufen. Es erging uns prompt so, als wir
in einem klapprigen 2CV saßen, hielt der
Fahrer plötzlich an, weil der Kraftstoff
alle war, packte sein kleines Reservefläschchen
Benzin und schüttete es in den Tank.
Einmal hatten wir die Möglichkeit, mit MAF
(Missionary Aviation Fellowship) in ein Buschdorf
im Süden des Landes zu fliegen. Dort, in
Vorehe, steigt eine norwegische Missionarin zu.
Wir erfahren, daß sie 3 madagassische Kinder
adoptiert hat, die an einem „verfluchten“
Tag zur Welt gekommen sind und deshalb von ihren
Eltern verstoßen wurden. Übrigens werden
heute noch Zwillinge umgebracht, da man glaubt,
sie stünden unter einem Fluch. (Bei uns werden
sie dank der neuen „Fristenlöung“
umgebracht, wenn sie unpassend kommen).
Auf dieser Missionsstation in Vorehe arbeitet
auch ein Team von einheimischen Ärzten. Sie
haben viele TB- Kranke. Allerdings haben sie oft
Mühe, die Patienten davon zu überzeugen,
daß sie sich behandeln lassen sollen. Sie
wollen oft nicht an eine Krankheit glauben, eher
glauben sie an einen Fluch oder Strafe von Menschen
oder Vorfahren. Es ist ein Sieg, wenn sie die
Behandlung und den Glauben an Jesus annehmen.
Sehr viele Madagassen sind verstrickt in Ahnenverehrung
und Totenkult. Dazu noch einiges: Jede Familie
auf dem Hochland hat eine begehbare Grabkammer,
in deren Nischen die Toten der Familie liegen.
Die Leichen sind in rotgefärbte Tücher
aus Wildseide gewickelt, den „Lambamena“.
Alle 4 bis 5 Jahre wird in der kühlen Jahreszeit
eine solche Grabkammer geöffnet. Die Leichen
oder Knochen werden in Bündeln herausgetragen,
gereinigt, in neue Tücher gewickelt und wieder
in ihre Nischen zurückgelegt. „Famadihana“
nennt sich dieser Brauch. Die seit der letzten
Famadihana verstorbenen Familienangehörigen
werden aus den provisorischen Erdgräbern
ausgegraben, in Tücher gewickelt und zu ihren
Ahnen in die Grabkammer gebracht. Zu dieser zwei
Tage und Nächte dauernden Feier werden viele
Gäste eingeladen, ja das ganze Dorf nimmt
daran Teil. Es werden Zebus geopfert, Musik gemacht...
Viele Familien sparen jahrelang oder machen Schulden,
damit sie die kostspielige Totenumbettung finanzieren
können. Der Fluch der Vorfahren fällt
auf den Madagassen, der sich nicht nach ihren
Geboten und Verboten richtet. Sie nehmen eher
Gefängnis in Kauf, als ihre Ahnen zu beleidigen.
Nun haben sie von ihren Vorfahren zwei sich auf
die Natur verheerend auswirkende Sitten übernommen.
Die Madagassen haben asiatische und afrikanische
Wurzeln. Es ist eine interessante Mischung. Die
Menschen haben afrikanische und asiatische Züge
in allen möglichen Variationen. Die madagassische
Sprache hat eine asiatische Struktur. Auch das
Denken der Menschen hat viel Asiatisches; vieles,
was für uns schwer nachzuvollziehen ist.
Daraus können leicht Mißverständnisse
entstehen. Aber nun zurück zu den landwirtschaftlichen
Sitten. Die Madagassen haben von ihren asiatischen
Vorfahren die Brandrodung übernommen, um
Land zu gewinnen für ihre Reisfelder. Von
ihren afrikanischen Vorfahren haben sie die Sitte
übernommen, ihre Weiden anzuzünden.
Damit wollen sie das Wachstum von frischem Gras
für ihre Zebuherden fördern. Dazu kommt
noch, daß manche dem Feuer eine besondere
Macht zuschreiben: je öfter man vor einem
besonders großen Feuer steht, desto eher
wird einem die darin enthaltene Kraft des Gottes
übertragen. Auch gibt es den Aberglauben,
daß böse Geister in Wäldern, Büschen
und Weiden wohnen. So ist Feuer ein geeignetes
Mittel, sie zu vertreiben... Und wenn sie die
Wälder nicht anzünden, so hacken sie
die Bäume ab, tragen das Holz oder die Holzkohle
auf dem Kopf nach Hause als Brennmaterial zum
Reiskochen. Dreimal am Tag wird Reis gekocht.
Auf diese Weise haben es die Madagassen geschafft,
große Teile herrlichen Waldes zu vernichten,
Bodenerosion zu fördern und Land zu zerstören.
Damit haben sie natürlich auch vielen Tieren,
die einmalig sind auf dieser Insel, die Lebensgrundlage
genommen. Einige Arten sind schon ausgestorben
und viele Tiere sind gefährdet.
An diesen Dingen müssen wir wieder erkennen,
wie wichtig es ist, den Madagassen das Evangelium
zu bringen. Nur durch eine Veränderung ihres
Herzens kann ihnen letztlich entscheidend geholfen
werden. Wir freuten uns zu sehen, wie Markus Jakob
mit einheimischen Evangelisten im Rahmen von CSE
(Christ le Seul Espoir) mehrmals in der Woche
auf die Straße geht, evangelisiert, Traktate
verteilt, Bibeln verkauft und Bibelkurse anbietet.
Es war auch beeindruckend zu sehen, wie die Leute
sich um den Stand scharten, gerne und interessiert
zuhörten, und mitbeteten. Sehr viele melden
sich auch für die Bibelkurse an.
Renate Jakob bildet auch junge Mädchen aus
in Hauswirtschaft und Bibelkunde. Zusätzlich
haben sie die Möglichkeit ergriffen, im Rahmen
einer Aktion das Analphabetentum zu bekämpfen,
Kindern, die noch nie die Gelegenheit hatten zur
Schule zu gehen, das Lesen, Schreiben und Rechnen
beizubringen und sie gleichzeitig mit dem Evangelium
bekanntzumachen. Es gibt viele Möglichkeiten,
und die Menschen sind interessiert.
Soweit der Bericht meiner Frau. Hier also einmal
eine andere (weibliche) Perspektive. Meine Schwerpunkte
waren natürlich anders gelagert, doch gerade
wegen der exemplarischen Arbeit unter den Kindern
war Catherine dort die ideale Person, abgesehen
von ihren Französischkenntnissen, die auf
dieser Insel unbezahlbar sind. Mit ihrer Begleitung
gab es so gut wie keine Sprachprobleme.
Für mich haben sich einige Dienste ergeben,
weil man vor allem um Aufklärung in der Frage
der Krankenheilung bat. In Madagaskar gibt es
keine Krankenfürsorge. Jemand, der Heilung
verspricht, findet natürlich bei diesen Ärmsten
der Armen besonderen Anklang. So klagte mir der
Präsident der madagassischen Baptisten, Rabenja
Andrianavalona, wie ein amerikanischer Evangelist
namens Mike Franzen den Leuten erklärte,
„wer glaubt, der wird auch gesund“.
„Ich sage meiner Gemeinde, daß dies
nicht stimmt“. Sein Kommentar: „Wir
werden gegenwärtig von dieser Welle überschwemmt“.
So ist leider dieses ferne Eiland auch in dieser
Hinsicht keine „Insel der Seligen“
mehr. So war auch Bonnke vor relativ kurzer Zeit
in Antananarivo gewesen. Eliette vom Kassettenverleihdienst
berichtete uns, wie durch seine Verkündigung
große Enttäuschungen hinterlassen wurden
und viel Verwirrung entstand bei denen, die nicht
geheilt wurden. Auch hat der „Toronto-Segen“
von Südafrika kommend mindestens eine ehemals
große Pfingstgemeinde buchstäblich
zerrissen.
Madagaskar ist eine Fundgrube für Biologen.
Es hat eine derartig einmalige Fauna und Flora,
daß man von dem „7. Kontinent“
spricht, weil es eine Fülle von endemischen
(nur in einem begrenzten Bereich vorkommenden)
Arten enthält. So schreibt ein Zoologe: „Außer
Fledermäusen und den in den letzten 2000
Jahren nach Madagaskar eingeführten Arten
gibt es dort überhaupt keine Säugetierart,
die anderswo vorkommt. Madagaskar ist wahrscheinlich
das Land mit der höchsten Rate an endemischen
Tier- und Pflanzenarten... Madagaskars Fauna und
Flora ist tatsächlich einmalig. Sie ist darüber
hinaus auch eine der artenreichsten der Erde.“
Seit kurzem ist in der Hauptstadt dieses „Kontinents“
Alexander Loh als Pilot der MAF stationiert. Da
die Straßenverbindungen bei Regen oft unterbrochen
und die Verkehrswege manchmal schlicht katastrophal
sind, ist der Flugdienst von besonderer Wichtigkeit.
Ja, manche Orte sind anders als mit dem Flugzeug
gar nicht zu erreichen. Es ergab sich die Gelegenheit,
mit ihm einmal mitzufliegen. Es ist schon eindrücklich,
diese riesige Insel auch aus dieser Perspektive
sehen zu dürfen.