Sehr oft kommen von mir Stellungnahmen und Berichte, deren Grundthemen Warnungen oder das Aufzeigen von Irrlehren sind.
Damit macht man sich aber nicht immer unbedingt beliebt, besonders in unserer Zeit, deren uferloser Pluralismus praktisch
alles toleriert und Begriffe wie richtig oder falsch, gesunde Lehre oder Häresie kaum noch kennt. Doch diesmal soll
zur Ehre des Herrn etwas ganz anderes erzählt werden.
Vom 6. bis. 9. Mai war ich auf Einladung des Leiters von Christlicher Dienst am Kranken nach Wolgograd zu einem
christlichen Ärztekongreß gereist, zu der Stadt also, mit deren früheren Namen Stalingrad eines der verlustreichsten
Kriegsereignisse und schlimmsten Blutbäder der Menschheitsgeschichte assoziiert wird.
Am Sonntag den 8. Mai 05, also genau am sechzigsten Jahrestag der Kapitulation Deutschlands, sprach ich in einer Baptistengemeinde
zum Thema Sieg Jesu. Gerade in Anbetracht dieser erschütternden Ereignisse sowie menschlichen Zerstörungspotentials
und aller Vergänglichkeit, ist die Auferstehung und der Sieg unseres Herrn Jesus ein bleibender Trost. Mein letzter
Punkt dieser Predigt handelte von Errettung bzw. Heilsgewißheit. Danach wollte sich ein Mädchen namens Anne bekehren.
Es stellt sich heraus, daß es die Freundin des ältesten Sohnes des Pastors Nicolai war, bei dem ich auch untergebracht
war. Wie gingen also in das angrenzende Büro des leitenden Ältesten. Mein Übersetzer Vladimir Ryaguzov flüsterte
mir zu, wie dieser Sohn, der auch Vladimir heißt, als einziger von den vier Kindern des Pastors ungläubig
ist. Kaum hatte Anne unter bewegtem Gebet Buße getan und ihre Sätze beendet, begann auch ihr Freund zu beten
und mit tränenreicher Stimme sich vor dem Herrn zu beugen und sein Leben an Jesus auszuliefern. Da konnte es der Vater
kaum noch aushalten, er hatte ja schließlich fast 20 Jahre für seinen Sohn gebetet, und er begann von Herzen
mit lauter Stimme Gott zu danken. Kurz darauf lagen sich Vater und Sohn mit nassen Augen in den Armen.
Danach drang diese gute Nachricht zur Gemeinde durch und es umarmten sich länger und bewegend Mutter und Sohn und
darauf mit Tränen Großmutter und Enkelkind.
Diese freudige und dankbare Stimmung läßt sich nur schwer in Worte fassen. Es war fast buchstäblich wie
beim verlorenen Sohn und ähnlich wurde dann am Nachmittag ein großes Festessen gegeben.
Für mich wird also der 8. Mai als "Siegestag" in meine Erinnerung eingehen. Es waren in der Baptistengemeinde
vielleicht nur 40 Leute anwesend, und ich flog ja am Freitag den 6. Mai von Franfurt ab und am Montag den 9. Mai von Wolgograd
schon wieder zurück. Ein großer Aufwand also für scheinbar nicht allzu viele Leute. Doch wie dankbar bin
ich rückblickend für diese Führungen. Es war eine meiner schönsten Erfahrungen überhaupt.
Die Tageslosung für den 8. Mai lautete: Jesus spricht : Es wird Freude im Himmel sein über einen
Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen (Luk.
15,7).
In großer Dankbarkeit verbunden
Alexander Seibel