(18. Okt. bis 18. Nov. 2002)
„Ich bin besorgt“, kommentierte ein
Bruder am Telefon das Wahlergebnis. Am Sonntag
den 27. Oktober war in Brasilien Wahltag. Das
Rennen machte Luiz Inácio Lula, der aus
dem linkssozialisti-schen Spektrum kommt. Nach
dem vierten Anlauf hatte er die Wahl zum Präsidenten
Brasiliens geschafft. Fidel Castro reagierte hocherfreut
und meinte: „Brasilien braucht keine Hilfe.
Lula ist weise genug.“
Als Lula noch Angestellter in einer großen
Firma war, war er noch voller Ablehnung gegenüber
den Christen. Dabei sind etliche seiner Verwandten
gläubig und stehen in Verbindung mit den
Pfingstgemeinden. Dort, so wurde mir berichtet,
muß er allerdings so schlimme Erfahrungen
gemacht haben, daß es bei ihm, jedenfalls
damals, in tiefen Haß gegen alles Christliche
umschlug. Inzwischen ist er allerdings schon viel
moderater geworden, macht jede Menge Versprechungen
und hat so viel Kreide geschluckt, daß auch
etliche fromme Kreise meinten, mit ihm komme nun
ein Wechsel zum Besseren und man könne ihn
ruhig wählen.
Nun jedoch geht die Sorge um, daß er womöglich
im ethischen Bereich solche Gesetzesänderungen
veranlassen kann, die, ähnlich wie in Deutschland
nach rot-grüner Machtübernahme, das
moralische Klima deutlich zu ändern vermögen.
Zu befürchten ist vor allem eine neue „Toleranzwelle“
gegenüber den Homosexuellen. Denn auch hier
in Brasilien zeichnet sich eine Untergrabung traditioneller
christlicher Werte ab und der Angriff auf die
Familie könnte durch diesen neuen Präsidenten
durchaus in eine heißere Phase gehen.
Diese Furcht dürfte nicht ganz unberechtigt
sein. Am 7. Nov. zeigte das Unterhaltungsprogramm
des Fernsehkanals Globo am Vormittag, wie sich
ein Mann als Braut kleidete, schminkte und in
Vorbereitung seiner Hochzeit versuchte, eine Frau
zu imitieren. Offensichtlich soll das Publikum
an solche Geschmacklosigkeiten und Perversionen
gewöhnt werden. Und dazu gibt es kein besseres
Medium als das Fernsehen.
Es wirkte abstoßend und widerlich, doch
gerade diese Einstellung wird heute offiziell
als „homophob“ gebrandmarkt. Wenn
die derzeitige rot-grüne Regierung mit ihrem
„Minderheitenschutz“ und besonderer
Hofierung der Homosexuellen so weiter macht, werden
solche Empfindungen bald therapiert werden müssen;
so lange, bis das Normale als pervers und das
Perverse als normal empfunden wird. „Ihre
Ehre ist in ihrer Schande“ (Phil. 3,19),
sagt die Bibel.
Den Kult, den der Westen derzeit mit den Homosexuellen
treibt, kann man nur als geisteskrank diagnostizieren.
Es zeigt überdeutlich, wie sehr wir schon
von Gott dahingegeben sind und wie wir in einem
Schlamm von Dekadenz und moralischem Unrat versinken
(Judas 13). Leider muß man weltweit beobachten,
daß linke Ideologie (aber nicht allein diese,
sondern generell die Habgier des Menschen) die
Länder nicht nur in den wirtschaftlichen
Bankrott führt, sondern auch in Sachen Demoralisierung
eines Volkes sind diese moralischen Bankrotteure
einsame Weltmeister.
Ich muß bekennen, daß ich länger
überlegt habe, das Folgende niederzuschreiben.
Was ich von der charismatischen Bewegung und ihren
vielen Verästelungen halte, hat sich ja inzwischen
herum -gesprochen. Zwar gibt es von dieser Strömung
Legionen von Mutationen, doch es ist immer noch
dieselbe Spezies. Auch habe ich in meinen früheren
Rundbriefen, besonders in den Reiseberichten von
Brasilien, die Parallelen zwischen Spiritismus
und charismatischen Phänomenen, die hier
mir Händen zu greifen sind, oft genug erwähnt.
Eine Parallele, die ich hier erst gar nicht andeuten
mußte, sondern mir einige Geschwister mit
zum Teil drastischen Worten und Beispielen schilderten.
Am 26. Oktober traf ich in Curitiba, der Hauptstadt
des Bundesstaates Parana, mit zwei Brüdern
zusammen, von denen besonders einer oft unterwegs
ist, um vor den pseudo-charismatischen Phänomenen
zu warnen. Sie erzählten teilweise erschütternde
Begebenheiten. Auf meine Frage, warum er sich
so sehr in diesem Dienst der Warnung engagiere,
antwortete mir Peter Unruh, wie sogar die noch
Unbekehrten von den Charismatikern angegangen
werden. Während noch evangelistische Bibelstunden
abgehalten werden, um die Menschen für den
Herrn Jesus zu gewinnen, kommen diese Leute und
erklären, wie in solchen Kreisen der Heilige
Geist nicht vorhanden sei, denn es fehlen ihnen
die Gaben des Geistes, vorab das Zungenreden.
Weil hier Menschen bedrängt und verwirrt
werden, die noch auf der Suche sind und so vom
Glauben abgehalten werden, deswegen beschloß
er, die Christen vor diesen Bewegungen mit ihren
vielfältigen Erscheinungsbildern zu warnen.
Brasilien ist ein Land, wo man in relativ kurzer
Zeit die unglaublichsten und sonderbarsten Geschichten
hören kann. Besonders im Rahmen der „Geistlichen
Kampfführung“ könnte man eine
bizarre Episode nach der anderen berichten. Zutiefst
magische Handlungen werden im Namen Jesu vorgenommen.
Manchmal könnte man fast meinen, man habe
Kurse mit Harry Potter belegt.
Öfters wurde auch die G-12 Bewegung und
ihre Auswirkungen zur Sprache gebracht. Worum
handelt es sich da? Diese vor allem in Südamerika
einflußreiche Strömung zieht immer
größere Kreise. Nach jüngsten
Meldungen sollen auch schon in Berlin Kurse angeboten
werden. Sie hat ihre Ursprünge in Kolumbien,
kam dann nach Brasilien und verbreitete sich da
sehr rasch und erfolgreich. Den Namen leitete
man von Jesu Modell der Berufung von 12 Aposteln
ab. Cezar Castellano ist der Gründer der
G-12 Bewegung. Ursprünglich stammt das Modell
aus der Hauskreis- oder Zellbewegung von Yonggi
Cho, an das Cezar Castellano eine Menge angefügt
hat. Ein Kurs von drei Tagen wird abgehalten,
es werden Dämonen ausgetrieben, Versatzstücke
aus praktisch allen Kulten appliziert. Wer seine
Lehre nicht akzeptiert, muß die Gemeinde
verlassen Wie man mir buchstäblich landauf
landab klagte, gibt es in dieser Strömung
nicht nur extreme Formen charismatischer Phänomene,
sondern stark praktiziert wird auch die Technik
des Visualisierens. Probleme, die wir heute haben,
gehen angeblich zum Teil bis auf innere Verletzungen
im Mutterleib zurück. Um diese „Traumata“
zu heilen, nimmt man Visualisierungen und Regressionen
bis in den Mutterschoß vor. Es sind dies
allerdings nicht neue Erkenntnisse, sondern uralte
Praktiken der Schamanen.
Im Zuge der G-12 Bewegung nun, die besonders
vor einigen Jahren noch viele Spaltungen bewirkte,
salbt man als neueste Erkenntnis, um sexuelle
Sünden zu verhindern, die Genitalien der
Männer und Frauen mit Öl. Auch zieht
man sich für einige Tage in dunkle Zimmer
zurück.. Ich muß gestehen, daß
ich etwas gezögert habe, obiges zu erwähnen,
doch über diese besondere „Ölung“
berichtete sogar die Zeitschrift eclésia,
August 2000. Wir leben leider in solch verrückten
Tagen moralischer Dammbrüche und vermehrter
Geisterinvasion, daß leider bald schon jede
Spinnerei auch in frommen Kreisen anzutreffen
ist. Wer darüber schockiert ist, möge
es mir nachsehen. Mir wurden noch mehr Details
erzählt, die man aber so einem Bericht besser
nicht anvertraut.
Sehr populär in Brasilien ist die Pastorin
Valnice Milhomens, Leiterein der „Ïgreja
Nacional do Senhor Jesus Cristo“. Sie wirkte
vor einigen Jahren als Missionarin in Afrika.
Dort erklärte ihr ein Pastor, wie mittels
eines besonderen Schlüsselwortes die Leute
garantiert lernen könnten, in Zungen zu reden.
Er wisse zwar nicht, was das Wort bedeute, doch
es funktioniere. Zurückgekehrt nach Brasilien,
hielt sie Kurse im Rahmen der G-12 im ganzen Lande
vor Predigern und Pastoren und brachte ihnen diese
Methode bei. Angestoßen durch jenes besondere
Schlüsselwort, stellt sich unweigerlich dieses
„Charisma“ ein. Dieses Wort lautet
Shambhala.
Peter Unruh erzählte auch, wie er einmal
vor ca. 2000 Besuchern einer Nazarenergemeinde
in Campinas bei Sao Paulo die Frage stellte, ob
sie schon einmal das Wort Shambhala gehört
hätten? Darauf hob ca. ein Drittel der Anwesenden
die Hände und gab zu, wie sie dieses Wort
gebrauchen, um das Zungenreden zu beginnen. Darauf
erhob sich der verantwortliche leitende Pastor
dieser Gemeinde und sagte, „wir machen es
weiter so“. Danach spaltete sich die Gemeinde.
Shambhala nun ist ein mythisches Königreich,
eingebettet in den tibetischen Buddhismus, aus
dem am Ende der Tage das gol-dene Zeitalter hervorgehen
soll. Eine Art New-Age-Gegenstück also zum
messianischen Friedensreich.
Besonders tragisch war für mich der Bericht
von Mario Hort, der seit Jahrzehnten im Süden
Brasiliens im Segen evangelisieren und etliche
Gemeinden gründen durfte. Was er erzählte,
bzw. in seinem Gemeindeverband erlebte, hörte
sich für mich wie eine Neuauflage der Ereignisse
an, die vor fast hundert Jahren in Form des Feuers
von Los Angeles die deutsche Gemeinschaftsbewegung
heimsuchte. Als ich ihm den Kommentar zur damaligen
Situation zitierte, „die Gemeinschaftsbewegung
sah aus wie ein Weizenfeld nach Hagelschlag“,
nickt er nur. Er hat all diese traurigen Auseinandersetzungen
buchstäblich am eigenen Leibe erfahren. Nichts
Neues unter der Sonne und wie tragisch, daß
sich dieselben Fehler immer wieder und immer häufiger
wiederholen.
Mehr denn je gibt es heute wohlmeinende Geschwister,
die von der Sehnsucht nach Einheit erfüllt
sind. „Laßt uns doch aufeinander zugehen
und endlich den unseligen Streit zwischen Evangelikalen
und Charismatikern begraben.“ Eine eigene
Initiative wurde dazu in Deutschland gegründet,
um diesen unnötigen Graben, wie sie meinten,
zuzuschütten.
Wer solchem Wunschdenken anhängt, dem sei
ein Besuch im Land der Spiritisten, nämlich
Brasilien, von Herzen empfohlen. Um die nichtcharismatischen
Kreise infiltrieren zu können, gibt man sich
bei Gesprächen auf Allianzebene besonders
moderat und freundlich und zeigt sich ebenfalls
besorgt über Exzesse und Spaltungen. Doch
es ist ein Geist, der sich systematisch nach vorne
drängt und erst zufrieden ist, wenn er die
erste Geige spielt.
Begonnen hat alles damit, so Pastor Hort, daß
eine Pfingstlerin über einem Mitarbeiter
einer evangeli-kalen Gemeinde die Weissagung aussprach,
er werde seinen Gemeindeverband erneuern. Natürlich
hat sie zum Empfang der „Kraft“ ihre
Hände aufgelegt, was in der Bibel im Zusammenhang
mit Frauen nie berichtet wird. Danach gelang es
diesem „Geistgesalbten“, eine Gefolgschaft
um sich zu scharen. Gemeinsam zog man von Haus
zu Haus und begann Dämonen auszutreiben.
Dies führte dazu, daß ein großer
Teil der Prediger dieses Gemeindeverbands sich
auch dieser „neuen Offenbarung“ öffnete.
Allerdings mußten inzwischen viele dieser
„begeisterten“ Männer bereits
ihre Gemeinden verlassen.
All dies verschlimmerte sich noch, als diese
beiden besonderen „Gabenträger“
in Verbindung mit der G-12 Bewegung kamen. Es
sieht so aus, als ob diese Bewegung in fast alle
kirchlichen und freikirchlichen Verbände
einzudringen vermag. Nicht nur das ganze Spektrum
der charismatischen Gemeinden, auch die klassischen
Freikirchen von Baptisten bis Mennoniten sind
vor diesen Infiltrationen, zum Teil jedenfalls,
nicht mehr gefeit. Irgendwie hat man den Eindruck,
daß das Immunsystem der Christen streckenweise
schwer angeschlagen ist.
Bei diesen G-12 Kursen mußte man sich verpflichten,
sich mit niemandem über seine Erfahrungen
auszutauschen. Über klassische Gesetze der
Gruppendynamik und des Psychodrucks werden die
Teilnehmer zu einer knetbaren Masse umfunktioniert
und systematisch für den Empfang eines fremden
Geistes konditioniert. Die Prediger bzw. Teilnehmer
dürfen die drei Tage, so lange die Retraite
dauert, nicht miteinander sprechen, auch auf der
Toilette nicht. Am letzten Tag, während die
schönsten Lieder bei so dröhnender Musik
gespielt werden, daß der Verstand abschaltet,
werden von allen Predigern und Mitarbeiten die
Dämonen ausgetrieben. Es wird ihnen der Finger
in den Nacken gedrückt, um sie dadurch zu
Boden zu werfen. Nach diesem Exorzismus ist für
sie offenbar alles neu geworden.
Damit hat sich eine Art Paradigmenwechsel eingestellt
und nun versucht man, diesen „Segen“
auch in die anderen Gemeinden zu tragen und sie
im Sinne der Nova Era, des neuen Geistesaufbruchs,
umzufunktionieren. Teilweise wurde man so fanatisch,
daß man in den Wald ging und so laut betete
bzw. schrie, daß sogar die Weltmenschen
entsetzt waren, denn die Leute ertrugen es kaum
noch, auf dem Sportplatz abends zu spielen und
gleichzeitig das Geschrei im Dschungel nebenan
zu hören. Man schrie so lange in den dunklen
Wäldern, bis Zweige zu leuchten begannen.
Diese wurden dann als Erweis der Gegenwart Gottes
in die Häuser getragen. Danach machten sich
ebenso Angstzustände wie Streit bemerkbar.
Das Ergebnis: Die Gemeinden werden zerrissen
und zertrümmert, die Spaltungen und Entzweiungen
gehen bis in die Familien hinein. Zum ersten Mal
in der Geschichte dieses evangelikalen Gemeindeverbands
wurde diese Versammlung nach 77 Jahren der Missionstätigkeit
in Brasilien vor Gericht gezogen, ausgerechnet
durch den Pastor, dem, wie oben erwähnt,
eine Frau aus der Pfingstbewegung die Hände
aufgelegt hatte.
Dies wurde mir übrigens mehrmals geklagt,
wie sich Menschen nach Handauflegungen verändern
können. So erzählte ein Bruder, wie
die Gläubigen nach dieser „Segnungshandlung“
zu lügen anfingen. Andere berichten von geistlichen
Problemen der verschiedensten Art. Viele kommen
aus der Assembleia de Deus, einer Pfingstgemeinde,
die schon eher als gemäßigt gilt, und
wollen Befreiung, weil sie seit der empfangenen
Geistestaufe besondere Schwierigkeiten haben.
Einige hören Stimmen, andere haben mit Depressionen
zu kämpfen. Im Zusammenhang mit schwarmgeistigen
Aufbrüchen wurde dies immer wieder beobachtet.
Allerdings wird von den meisten Predigern in den
europäischen Breitengraden eine solche Auswirkung
dieser doch so biblischen „Segnungshandlung“,
der Handauflegung, nicht für möglich
gehalten.
Der Fanatismus der charismatisch angehauchten
Gläubigen ist zum Teil so groß, daß
allein In Rio 430 Gemeinden bzw. Versammlungsräume
geschlossen wurden, die in Wohngebieten lagen.
Bei ihren „Anbetungen“, aber besonders
bei Teufelsaustreibungen wurde so laut geschrieen,
daß sich die Nachbarn beschwerten und die
Polizei einschreiten mußte.
Hier gibt es haarsträubende Geschichten
in Hülle und Fülle und man kann längst
nicht alles berichten. Auch wollte ich mich eher
zurückhalten. Nach all diesen Beobachtungen
und weil sich die vielen Weissagungen von der
großen Erweckung nicht erfüllt haben,
wie zum Teil nun auch in Deutschland von den eigenen
Leuten eingestanden wird, komme ich immer mehr
zu der Überzeugung, wie diese „geistesmächtigen“
Strömungen eine Neuauflage von 1. Kön.
22,23a sind. „Der Herr hat einen Lügengeist
in den Mund aller deiner Propheten gegeben“.
Dies ist der wahre Geist der heutigen Propheten
und Apostel.
Noch tragischer ist der Kommentar eines Bruders,
der hier schon Jahrzehnte gewirkt und Gemeinden
gegründet hat. Es sei schwierig für
Gläubige, die das Evangelium kennen und später
in eine Großstadt ziehen, eine Gemeinde
zu finden, wo man geistlich gesund ernährt
wird. Will man sich einer Gemeinde anschließen,
werden einem gleich Dämonen ausgetrieben.
Die Menschen, die Gott suchen oder im Glauben
wachsen wollen, sind dann oft genug von Ängsten
und psychischen Problemen geplagt und sehnen sich
nach normaler Wortverkündigung.
Um einen besonderen Segen zu empfangen, wird
auf die Gottesdiensteilnehmer ein beständiger
Druck ausgeübt, daß sie bereit sind,
alles herzugeben. Hab und Gut, manchmal sogar
wertvolle Kleidungsstücke, Eheringe und Pullover
und auch Wertsachen werden ihnen abgenommen. Diese
„Opferaufrufe“ für Sachspenden
sind derzeit besonders in Argentinien beliebt,
denn dort haben die Leute kaum noch Geld zu geben.
Ich zitierte einen Bruder aus dem Ruhrgebiet mit
folgender Aussage: „Drei charismatische
Gemeinden müßten sich verpflichten,
eine psychiatrische Klinik zu bauen.“ Darauf
sagte Mario Hort, es sei dies das Beste, das er
seit langem gehört habe. Er erzählte
danach, wie er in der psychiatrischen Klinik in
Rondon Gottesdienste durchführte. Dies wirkte
sich sehr positiv auf die Patienten aus. Danach
kamen die Pfingstler und wollten ebenfalls Gottesdienste
halten. Kurz darauf verbot der Direktor vom Krankenhaus
alle geistlichen Dienste, weil die Patienten nach
diesen charismatischen Gottesdiensten eine doppelte
Dosis an Medikamenten zur Ruhigstellung benötigten.
Nur an Pastor Mario trat man mit der Bitte heran,
die Gottesdienste wieder zu halten.
Mario erzählte auch, wie Leute ausgebrannt
oder verbrannt sein können. Ich fragte ihn,
was er damit meinte. Sein Kommentar: Wenn Leute
solche Phänomene wie Umfallen, Zittern, ekstatisches
Zungenreden und andere Übertreibungen im
geistlichen Leben erfahren haben, dann können
sie manchmal auch nach Jahren nicht mehr den nüchternen
Glaubenswandel führen. Sie sind praktisch
nicht mehr imstande, vom Wort sich geistlich zu
ernähren. Man braucht ständig neue Sensationen.
Sie wirken wie emotional verbrannt.
Mehr denn je wurde mir bewußt, wie sehr
die Gründung der Bekehrten auf die Schrift
und auch die klare Warnung vor gewissen Strömungen
und Lehren besonders wichtig ist. In unseren Tagen
des Triumphs des Falschen und der zunehmenden
Geisterinvasion kann dies gar nicht stark genug
betont werden. Sonst muß ein Pastor buchstäblich
zusehen, wie seine geistlichen Kinder und selbstgegründeten
Gemeinden vor den eigenen Augen verschlungen werden
(1. Petr. 5,8). Wer dies für übertrieben
hält, der soll bitte diesen südlichen
Teil Brasiliens besuchen.
Doch wie war es zu diesem Besuch überhaupt
gekommen? Martin Kahl von der Marburger-Mission,
den ich bei meiner letzten Reise in dieses fünftgrößte
Land der Erde kennenlernte, hatte für mich
eine Vortragswoche in der Hauptstadt Paranas vorbereitet.
Diese Woche in Curitiba war wirklich ein Geschenk.
Es gab eine solch dankbare Abnahme, wie man sie
sich als Verkündiger eigentlich nur wünschen
kann. Vielfach wurde die Bitte von verantwortlichen
Pastoren und Gemeindeleitern ausgesprochen, ich
solle doch wieder kommen. Jene Verkündigungstage
waren im Rahmen der Mennoniten Brüdergemeinden
organisiert worden. Diese luden alle deutschsprachigen
Gemeinden in Curitiba ein und aus diesen verschiedenen
Kreisen kamen dann auch etliche Besucher. Die
Predigten wurden alle ohne Übersetzer gehalten
und ich mußte mir immer wieder neu vor Augen
stellen, langsam und deutlich zu sprechen. Am
Sonntag war das große Gemeindehaus mit ca.
400 Besuchern praktisch voll besetzt. Gerade an
diesem Tage hatte der treue Herr Jesus Kraft und
Gnade geschenkt, Menschenherzen anzurühren.
Ich betonte das Thema Heilsgewißheit und
das fand ein sehr dankbares Echo. Wie Martin Kahl,
mein Gastgeber meinte, sei dies besonders wichtig
gewesen. Doch auch der Vortrag „Was war
die Lästerung des Heiligen Geistes?“,
war für viele Geschwister von großer
Hilfe.
Ich erwähne dies vor allem deshalb, um klar
zu machen, daß dies nicht mein Verdienst
ist, sondern ich merkte die Gebete der vielen,
die wiederum treu an diese Zeit in Brasilien gedacht
haben. Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank.
Von Curitiba ging es nach einer Woche weiter
nach Rondon, das im Westen des Bundesstaates Parana
liegt, nicht mehr allzu weit von den berühmten
Iguacu-Wasserfällen entfernt. Dort traf ich
Pastor Mario Hort und er war es, der mir so manches
Leid klagte, was mich auch veranlaßt hat,
länger über diese schwarmgeistigen Verwirrungen
zu schreiben. Auch diese Woche war getragen von
des Herrn Gnade und erneut möchte ich allen
Betern meinen herzlichen Dank aussprechen.
Danach hatte ich Verkündigung und Evangelisation
im Rahmen der Gnadauer Brasilien-Mission. Zum
Teil waren es vertraute Gefilde und es gab manches
herzliche Wiedersehen mit lieben Geschwistern,
die im Süden Brasiliens so eine gesegnete
Arbeit leisten. So saß mir in Pomerode bei
einer festlichen Veranstaltung am Tisch ein junges
Pärchen gegenüber, das glücklich
und erlöst aussah. Doch beide kamen aus der
Drogenszene und waren durch die Arbeit von CERENE
(eine Arbeit des Gnadauer Zweigs unter den Rauschgiftsüchtigen
und Alkoholabhängigen) zum Glauben gekommen.
Es ist immer wieder ermutigend, um nicht zu sagen
glaubensstärkend, zu sehen, wie der Erlöser
Jesus Christus auch scheinbar hoffnungslose Fälle
zu verwandeln und Menschen wunderbar zu erretten
vermag.
Doch auch Armut macht sich breit und ist für
die Gläubigen eine Herausforderung. Wohlstand
ist hier ein begehrtes Ziel und man bringt dafür
manche Opfer. Da es keinen Bafög für
Studenten gibt, wird tagsüber gearbeitet
und am Abend belegt man die Hochschul- und Weiterführungskurse.
Um mehr verdienen zu können, sind oft beide
Eltern erwerbstätig, gleichzeitig fordern
die Betriebe immer mehr Leistung. Ähnlich
wie in den ehemaligen Ländern des Ostblocks
wird in drei Schichten gearbeitet. Als Resultat,
haben die Familien immer weniger gemeinsame Zeit
füreinander. Wenn der eine Teil frei hat,
muß der andere arbeiten und umgekehrt. Man
lebt aneinander vorbei und viele Ehen zerbrechen.
Da es in Brasilien weder Kindergeld noch Sozialhilfe
gibt, greift öfters Elend und Armut um sich.
Hier versuchen die Gemeinden betroffenen Geschwistern
zu helfen. Man sammelt Lebensmittel, Kleidung
und manchmal auch Geld, um den armen Gliedern
am Leib Jesu einen Liebesdienst erweisen und helfen
zu können. Dies ist auch eine immer größer
werdende Herausforderung für die Kinder Gottes.
Bedrückend ist auch die Zunahme von Kinderschwangerschaften.
Manchmal sind es sogar schon Zehnjährige.
Ohne göttliche Perspektive schlittern Minderjährige
und Teenager schon früh in Sex und Drogen
hinein und sind dabei, ihr Leben in jungen Jahren
kaputtzumachen. Insofern war es bewegend, bei
einem besonderen Gottesdienst in der größten
Baptistengemeinde Südamerikas, nämlich
der von Nilson Fanini, die Zeugnisse zweier Jugendlicher
zu hören, wie sie durch die Kraft des Evangeliums
frei geworden sind von Rauschgift und nun Jesus
nachfolgen.
Die katholische Kirche ist hier im großen
und ganzen kein Thema. Wenn man sie als die größte
und gefährlichste Sekte bezeichnet, erfährt
man überwiegend noch zustimmendes Kopfnicken.
Dementsprechend schockiert waren einige Brüder,
als sie die Anbiederung führender Evangelikaler
in Deutschland an diese Kirche zur Kenntnis nehmen
mußten. Ein Bruder meinte sogar wörtlich,
„man fühlt sich verraten“. Vielleicht
sollte man diesen ökumenefreundlichen Evangelikalen
und besonders der Zeitschrift Aufatmen das Zitat
von Dr. Martin Lloyd-Jones ins Stammbuch bzw.
ins Vorwort schreiben: „Laßt mich
euch feierlich warnen. Falls ihr euch über
diese Annäherungen an Rom freut, verleugnet
ihr das Blut der Märtyrer.“
Die letzte Etappe brachte Catherine und mich
nach Rio, wo ich wieder eingeladen war, in der
Bibelschule von Nilson Fanini zu unterrichten.
Auch hier gab es große Wiedersehensfreude
und so gutes Echo, daß mehrmals die Bitte
ausgesprochen wurde, doch wiederzukommen. .
So möchte ich auch diese einen Monat dauernde
Reise, die fast nach optimalen Wunschvorstellungen
verlief, voll Dankbarkeit beschließen. Dankbarkeit
gegenüber unserem treuen Herrn und Erlöser
Jesus Christus für seine Führungen und
Bewahrungen auf den vielen Wegstrecken, Busreisen,
Flügen usw. Doch darf auch nicht vergessen
werden, daß dies alles kein Verdienst ist,
sondern die Antwort auf die Gebete vieler treuer
Geschwister.
Alexander Seibel