(26. Okt. bis 24. Nov. 1997)
"Der Niedergang in Amerikas Bildung kann
auf eine Person zurückgeführt werden
- John Dewey, dem Vater der progressiven Erziehung...Die
Veränderung im Lehrunterricht ist wahrscheinlich
Deweys größter Beitrag zur Umwandlung
des amerikanischen Erziehungssystems von einem
akademisch orientierten Prozeß zu einem
sozialistischen", heißt es in dem Rundbrief
der christlichen Heimschulen "Grand County
Home Educaters", Mai 1997, unter der Überschrift
"Öffentliche Schulen -- eine Straße
zur Zerstörung unserer Kinder".
John Dewey, der auch der Initiator des "Humanistischen
Manifests" ist, war ein glühender Sozialist,
der im Prinzip den Glauben an den Menschen institutionalisierte.
"Für Dewey war das größte
Hindernis für den Sozialismus ein selbständiger
Verstand, der Wissen anstrebt um seine eigene
Urteilskraft und intellektuelle Autorität
praktiziert", heißt es weiter in diesem
Artikel. Ähnlich sind die Auswirkungen bei
uns. Man ist sozial- und gesellschaftskritisch
erzogen worden, weiß inzwischen, daß
Homosexualität etwas völlig Normales
ist, kann dafür aber immer weniger schreiben
und lesen.
Die Oktoberausgabe des gleichen Blattes berichtete
unter der Überschrift "Regierungs-Schulen
evangelisieren für pro-homosexuelle Richtlinien"
noch erschütterndere Ereignisse. "Ein
14-jähriges Mädchen von der Oberstufe
in Massachusetts wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.
Blutdruck und Herzschlag waren stark unter dem
Normalwert. Sie litt seit Monaten an Kopfweh,
ihr Gewebe war bläulich verfärbt und
oft weinte sie sich in den Schlaf. Die Ärzte
stellten fest, daß die Symptome keine medizinische
Ursache hatten, vielmehr war das Mädchen
unablässig und gnadenlos von einer lesbischen
Lehrerin gedemütigt und schikaniert worden.
Die Lehrerin hatte ihre Homosexualität öffentlich
bekanntgegeben und die anderen Schüler gezwungen,
dies zu debattieren." Weil sich das Mädchen
klar zu ihren christlichen Überzeugungen
bekannte, folgten Drangsalierungen und Erniedrigungen.
"Die Eltern des Mädchens baten die Schulverwaltung,
ihrer Tochter zu gestatten, eine andere Klasse
zu besuchen. Die Antwort war nein. Die Lehrerin
'sei frei, ihr Lesbentum voll auszuleben, und
wer damit nicht einverstanden ist, muß dies
eben schlucken'." Der NEA (National Education
Association, Nationale Erziehungsverein) hatte
nämlich ein Programm zur Akzeptanz der Homosexuellen
(gegen Homophobia) gestartet und so kannte man
buchstäblich keine Gnade.
Der NEA als ein Instrument, um normale sexuelle
Orientierung systematisch zu unterdrücken?
Regierungsstellen im Auftrag zur Demoralisierung
und Entchristlichung der heranwachsenden Generation
und Förderung der Perversionen?
Die Kirche rast diesem Zeitgeist zum Teil mit
atemberaubender Geschwindigkeit hinterher. So
hatte die kalifornische Zeitschrift "The
Desert Sun" gerade heute (22. Nov.) eine
Meldung, wie die United Methodist Church (Vereinigte
Methodisten-Kirche) in Edgehill sich weigerte,
ein Hochzeitspaar standesgemäß zu trauen.
Der Grund: "Die Edgehill Gemeinde hatte beschlossen,
solange die Vereinigte Methodisten-Kirche nicht
Eheschließungen von Gays (Homosexuellen)
gestattet, wird in ihrer Kapelle keine Trauungshandlung
irgendwelcher Art abgehalten."
Die Hiobsbotschaften häufen sich. Da gab
es den "Communication Decency Act",
der Kinder den Zugang zur Pornographie im Computernetz
verbieten sollte. Der Kongreß billigte dieses
Gesetz, der Supreme Court, der höchste Gerichtshof
der Vereinigten Staaten, wies es als nicht gesetzeskonform
zurück. Dann entschied der Supreme Court
im sogenannten "Abortion Parental Consent",
daß Mädchen unter 18 Jahren in einer
staatlichen Klinik auch ohne Wissen der Eltern
eine Abtreibung vornehmen lassen können.
Zwar sind die Eltern für die Kinder bis zum
18. Lebensjahr haftbar und Alkohol darf öffentlich
erst ab dem 21. Lebensjahr gekauft werden, doch
eine Dreizehnjährige darf hinter dem Rücken
der Eltern staatlich subventioniert abtreiben
lassen.
Die "Tapfere, Neue Welt" läßt
grüßen. Bei diesen Urteilen hat man
den Eindruck, daß die Verantwortlichen des
Supreme Court alles daransetzen, die Familie unter
dem Deckmantel der Legalität, Freiheit und
Gleichheit zu zerstören. Doch dies kommt
nicht überraschend, denn schon bei dem Freimaurer
Johann Gottlieb Fichte kann man bereits vor zwei
Jahrhunderten nachlesen, wie die beiden Grundübel
der Menschheit angeblich Familie und Privatbesitz
sind. Wenn diese beiden "Kardinalsünden"
ausgemerzt sind, dann, so könnte man meinen,
beginnt das sozialistische Millennium. Jedenfalls
kann man sich des Eindrucks nicht entziehen, daß
die politischen Sektierer der 68er-Generation
erfolgreich den langen Marsch an die Schalthebel
der Macht auch in den USA durchgeführt haben.
Die vielleicht schlimmste Nachricht teilte mir
vorgestern (20. Nov.) eine ältere Christin
mit, die darüber ziemlich erschüttert
war. Ein Bundesrichter in Alabama hatte entschieden,
daß in der Schule auch in Krisenfällen
(z.B. Erdbeben oder Bombendrohung) kein Gebet
gesprochen werden darf. Damit nicht genug, man
will auch Kameras installieren, die darüber
wachen, daß niemand betet. Die liebe Schwester
im Herrn seufzte, wie die Regierung die Christen
in ihrer Freiheit immer mehr unterdrückt.
"Wie es früher im Ostblock unter den
Kommunisten geschah", klagte sie. Jedenfalls
erinnert dies schon in bedrückender Weise
an Orwells "1984" (Big Brother is watching
you), wobei der Gedanke, daß so etwas ausgerechnet
in den USA geschieht, das Land, daß sich
einmal auf die Freiheit des Evangeliums gründete,
besonders beklemmend wirkt. Die immer mehr um
sich greifende "Politische Korrektheit"
wendet sich allerdings massiv dagegen, Amerika
sei einmal ein christliches Land gewesen.
Solche richterlichen Beschlüsse werden auch
nicht in den offiziellen Nachrichtensendungen
bekanntgegeben. Die Schwester hatte durch James
Dobsons Radiosendung davon gehört. Wie jemand
klagte, es dürfen in den USA Minderheiten
nicht diskriminiert werden, alles und jedes ist
bald mit dem Anspruch auf "Minority Rights"
geschützt, nur nicht die Christen. Sie sind
offensichtlich immer mehr zum Freiwild, besonders
der Medien, geworden.
So versucht Chuck Colson, weil nun doch etliche
Christen merken, wie sich die Schlinge allmählich
zuzieht, gegen den Supreme Court anzugehen und
das RFRA-Gesetz (Religious Freedom Restoration
Act) einzubringen. Daß nämlich auch
die Christen das Recht haben sollen, ihren Glauben
öffentlich zu praktizieren. Man kann nur
hoffen und beten, daß er hierin erfolgreich
ist, wobei allerdings die Einstellung des obersten
Gerichtshofs nicht unbedingt Gutes ahnen läßt.
Positiv ist zu vermerken, daß sich nun
gläubige Rechtsanwälte in einer Allianz,
der sogenannten ADF (Alliance Defense Fund), zusammengeschlossen
haben. Auf juristischer Ebene gehen sie gegen
manches Gerichtsurteil vor und helfen auch Christen,
die systematisch unter Druck geraten, weil sie
sich aus Gewissensgründen gegen manche staatlichen
Verordnungen stellen. Hier wurden auch schon etliche
Erfolge errungen.
Noch ein einmaliges Ereignis fand leider auch
in diesen Wochen statt. So schrieb eine Lokalzeitung
von Fresno, Kalifornien, mit Datum von 8. November:
"Präsident Clinton wird der erste amtierende
Präsident sein, der heute bei einem Abendessen
auf einem Treffen für Rechte der Homosexuellen
eine Rede halten wird...'Er wagt einen kühnen,
historischen Schritt,' sagt Elizabeth Birch, geschäftsführende
Direktorin der Human Rights Campaign (Feldzug
für Menschenrechte), der größten
politischen Homosexuellen- und Lesbenorganisation
der Nation. Ihre Gruppe hat dieses Ereignis in
einem Hotel in Washington gesponsert." Der
Kommentar eines Bruders: "What a disgrace".
Clinton ist tatsächlich ein Präsident
der Schande für eine Generation der Schande.
Leider haben wir auch immer mehr ein Christentum
der Schande, das fast bei jedem Unsinn buchstäblich
mit-marschiert, -hüpft, -tanzt und -spingt.
Ein Blick in Amerikas größten und weltweit
expandierenden christlichen Fernsehkanal, nämlich
TBN (Trinity Broadcating Network) von Paul und
Jan Crouch, offenbart ein Christentum, das schlicht
und einfach eine geistliche Kulturschande ist.
Benny Hinn ist häufiger Gast bei diesem Sender.
Er ist im Prinzip Amerikas Starevangelist geworden,
der Mann, der durch Anhauchen den heiligen Geist
vermittelt. An einem Abend sprach auch Reinhard
Bonnke. Er hämmerte seine Phrasen in das
Publikum, um eine Art Begeisterung zu erzielen,
die auf einem Gemisch von Rhetorik und charismatischer
Sieg- und Heilstimmung beruht. Mit Bibelauslegung
hat diese Verkündigung rein gar nichts zu
tun. Doch hat man den Eindruck, daß dies
auch nicht unbedingt verlangt wird. Das Publikum
möchte unterhalten werden. Bonnke und Benny
Hinn sind die "würdigen" Repräsentanten
eines zutiefst degenerierten, hedonistischen Christentums,
das sich im Westen immer mehr ausbreitet. Entertainment,
Unterhaltung um jeden Preis angesichts einer emotionalisierten
Erlebnis-Generation, scheint der Inhalt eines
neuen Evangeliums und "Nachfolge" geworden
zu sein.
Der Kommentar von Dr. Mark Hanna, Apologet und
früher Professor am Talbot Theological Seminary
und der Universität von Kalifornien, in dessen
Haus ich diese Fernsehprediger bewundern konnte,
zu Reinhard Bonnke: "He makes me sick."
Seiner Meinung nach hat kaum etwas so sehr die
Ungläubigen für das wahre Evangelium
verschlossen, wie diese Art christlichen Fernsehens.
Ein Außenstehender kann sich davon nur abgestoßen
fühlen, bzw. genau den Eindruck bekommen,
vor dem Paulus die Korinther zu warnen sucht (Kap.
14,23). Mit seinen simplifizierenden, einhämmernden
Sprüchen ist Bonnke tatsächlich eine
Zumutung, nicht nur für den Intellekt.
Benny Hinn bezeichnet sich selbst als "Evangelikalen".
Früher hätte man sich von solchen Leuten
noch klar distanziert und es bestand auch lange
genug eine deutliche Trennung. Solche Abgrenzungen
werden aber immer mehr als Ärgernis empfunden
und dank der "Kassler Erklärung"
ist so ein klarer Trennungsstrich immer weniger
möglich. Denn Benny Hinn und Reinhard Bonnke
sind ziemlich eine Wellenlänge und Bonnke
als Mitglied des BFP (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden)
ist nun offenbar auch für die Allianz salonfähig
geworden.
Der Fernseh-Evangelist und Sänger Carmen
zeigte eine Spielszene, in der der Thron Satans
in die Luft gesprengt wird. Das Publikum ist von
diesem "Triumph" über den Feind
Gottes derartig begeistert, daß man sich
fragen muß, inwieweit lebt hier ein nicht
unbeträchtlicher Teil der Christenheit in
einer Scheinwelt und verwechselt Phantasie mit
Wirklichkeit, Wunschdenken mit Glaube. Die digitale
Flimmerwelt der Computer-Generation fordert offensichtlich
auch ihren Tribut von den Gläubigen. Geistliche
Fantasy-Spiele, ähnlich wie die Gebetsmärsche,
als Ersatz für den tatsächlichen geistlichen
Kampf, der uns in Hebr. 12,1 befohlen ist? Wahrscheinlich
hat es noch keine Generation von Christen gegeben,
die derart offensichtlich Psyche mit Pneuma, machbare
Berauschung der Seele mit Wirkung des Heilgen
Geistes verwechselt hat. Doch bekanntlich beginnt
das Gericht Gottes am Hause Gottes.
Natürlich ist auf diesen Kanälen ständig
von Erweckung die Rede, die nun angeblich Amerika
heimsucht. Dies nimmt sich angesichts der jüngsten,
buchstäblich antichristlichen Entwicklungen
fast wie ein schlechter Scherz aus. Eingeweihte
nennen bereits die 90er-Jahre das Jahrzehnt der
Homosexuellen. Die westliche Welt erlebt nun tatsächlich
eine Erweckung, allerdings eine okkult esoterische,
die ein Szenario liefert, in das diese Wunderheiler
problemlos hineinpassen. Jemand, der dies sehr
deutlich aufzeigt, ist Hank Hanegraaff in seinem
Buch Counterfeit Revival (Nachgeahmte Erweckung).
Als Präsident des berühmten "Christian
Research Institutes", das sich mit gegenwärtigen
Strömungen in den etablierten Gemeinden Amerikas
befaßt, steht ihm ein umfassendes Beobachtungsmaterial
zur Verfügung. Er spricht von dem Wiedererstehen
des Mesmerismus, den faulen Früchten von
Toronto, zu denen auch die sogenannte Pensacola-Erweckung
gehört und scheut sich auch nicht, ein ganzes
Kapitel "Lügenhafte Zeichen und Wunder"
zu nennen.
Auch Richard Mayhue, Dekan des Master's Seminary
in Los Angeles, kommt in seinem Buch The Healing
Promise zu ähnlichen Ergebnissen. Besonders
eindrücklich ist der Abschnitt von André
Kole, der bewußter Christ ist und als Trickkünstler
30 Jahre in dieser Welt der Illusionen tätig
war. Sein Urteil über die Wunderheiler, obwohl
höflich gehalten, ist mehr als ernüchternd.
Solche "vollmächtigen Apostel"
vermögen zwar funktionelle Störungen
zu heilen, nicht aber organische Krankheiten.
Er sagte Benny Hinn wörtlich, nachdem dieser
versprochen hatte, ihm Unterlagen zu attestierten
Heilungen zukommen zu lassen: "Benny, ich
möchte nicht unfreundlich sein, aber ich
denke, ich sollte erwähnen, daß seit
35 Jahren jeder christliche Glaubensheiler, den
ich kontaktierte, dasselbe Versprechen abgab,
aber ich habe niemals mehr von ihnen wieder gehört"
(S. 60). Benny gelobte, sich zu melden. Bis heute
noch wartet André Kole auf eine Antwort.
Es ist weltweit dasselbe traurige Lied. Glaubensheilung,
so erklärt er, kann praktisch von jedem praktiziert
werden - sogar einer Katze. "Es wird berichtet,
daß Leute von verschiedenen Ländern
nach Blackburn in England reisten, um eine 'glaubensheilende'
Katze aufzusuchen. Dutzende früherer Krankheitsfälle
bezeugen die unglaubliche Heilungskraft durch
Auflegung ihrer Pfoten" (S. 49). Man hält
es kaum für möglich, was es auf diesem
Gebiet durch Leichtgläubigkeit alles gibt.
Göttliche Heilung dagegen ist etwas völlig
anderes. Hier herrscht bei diesen Wunderheilern,
wie oben gezeigt, einmütige Funkstille. Jedoch
wirken sie weiter auf dieser Ebene der Illusion
und des Betrugs und scheffeln buchstäblich
von ihrem gutgläubigen und betrogenen Publikum
die Millionen.
Der Autor hatte mir das Buch persönlich
in die Hand gedrückt. Ich war eingeladen
worden, in der Kapelle der Grace Community Church
die Andacht zu halten. Das war am Donnerstag,
den 6. November. Danach fand in derselben Grace
Community Church vom 7. bis 8. Nov. ein Seminar
zu dem Thema "Ex-Katholiken für Christus"
statt. Es war für mich eine besondere Freude,
William MacDonald wiederzusehen und andere Brüder,
u.a. den neuen Leiter von Wort des Lebens, Joe
Jordan, kennenzulernen. Sein Vorgänger, Jack
Wyrzen, hatte die gegenwärtige Situation
der Christenheit treffend in zwei Worte zusammengefaßt,
nämlich "Compromised Confusion"
(vom Kompromiß geprägte Verwirrung).
So sieht es tatsächlich leider aus.
Besonders erschütternd waren auf diesem
Seminar einige Zitate, die aufzeigten, wie führende
Evangelikale, besonders gegenüber der katholischen
Kirche, immer mehr Kompromisse tolerieren, bzw.
unangenehme Fakten einfach ignorieren oder gar
unterdrücken. In diese Kategorie, was allerdings
nicht völlig überrascht, gehört
das Versprechen von Campus Crusade und von Prison
Fellowship, geleitet von Chuck Colson, niemals
darauf hinzuarbeiten, daß Katholiken die
Kirche Roms verlassen. Bob Schuller, Amerikas
charmanter Prediger der Crystale Cathedral meinte
in bezug auf den Papst: "Es ist Zeit, daß
wir auf den Hirten zugehen und ihn fragen: 'Was
müssen wir tun, um heimzukehren?'" Ein
ehemaliger Mitarbeiter von John Wimber, John Goodwin,
berichtete gar (es ist dies einer Audio-Kassette
entnommen), wie John Wimber beim Besuch des Erzbischofs
in Anaheim aufstand und erklärte: "Ich
möchte mich für die Protestanten entschuldigen,
daß sie jemals die katholische Kirche verlassen
haben."
Die Promise Keepers (Männer, die Wort halten)
sind streckenweise eine erfreuliche Bewegung.
Es ist positiv, wenn Männer Buße tun
und zu den traditionellen, biblischen Normen zurückkehren.
Weniger erfreulich ist zu vernehmen, wie man die
Satzungen dieser Männerbewegung so geändert
hat, daß sie nun für Katholiken keinen
Anstoß mehr bilden. Die katholischen Verantwortlichen
hatten sich an der Formulierung "allein durch
Glaube" der ursprünglichen Fassung gestoßen.
Dies war das große Ärgernis der Reformation
und ist das eigentliche Herzstück des Protestantismus.
Doch kann man generell beobachten, wie immer mehr
biblische Glaubensinhalte bis zu den Fundamenten
preisgegeben werden, um ja niemanden mehr ein
Ärgernis zu sein.
Parallel damit läuft allerdings die Ausbreitung
eines falschen Christentums. Die beiden Kardinaltugenden
heute heißen Liebe und Einheit. Biblische
Lehraussagen und verbindliche Glaubensinhalte
sind nicht mehr besonders gefragt. Eindrückliches
Beispiel für diesen neuen Sog der Verbrüderung
ist die Vereinbarung, nun hier in Europa, welche
die Deutsche Evangelische Allianz getroffen hat,
gemeinsam mit den Charismatikern den "Marsch
für Jesus" im Jahre 2000 zu planen.
Daß man mit Leuten zusammenarbeitet, die
sich oft genug als unaufrichtig erwiesen haben,
nun mit Irrlehrern gemeinsam marschiert, scheint
nicht so schwerwiegend zu sein. Hauptsache, Einheit
wird demonstriert.
Mit Walter Heidenreich, einer Schlüsselfigur
dieser Gebetsmärsche, finden große
Verbrüderungsszenen statt, und daß,
obwohl er z.B. Abendmahlsreste gesammelt und in
der Mongolei vergraben hat. Dies soll offensichtlich
eine Geste des Segens bzw. eine symbolische Handlung
sein. Mit Vertretern eines somit zutiefst magischen
Weltbildes und eigentlich eines anderen Evangeliums
wird nun ein gemeinsames Zeugnis aufgerichtet,
um gemeinsam Jesus zu bekennen. Welchen Jesus
eigentlich? Offensichtlich sind auch in den Gemeinden
die geistlichen 68er auf dem Vormarsch, die zwar
nach außen hin evangelikal scheinen, im
Herzen aber liberal und modernistisch gesonnen
sind und ein neues Wohlfühlchristentum propagieren.
Solche im Herzen liberale Gläubige werden
auch keine lehrmäßige Stellung gegen
irgendwelche Trends der Zeit beziehen. Sie folgen
vielmehr, wie Spurgeon klagte, "dem Treiben
dieser Welt, machen jede Torheit mit". So
spricht Walter Heidenreichs "Champ"
von "Eternal Rave" und empfiehlt groß:
"Tanz den Techno für den Herrn"
(Champ 3/97). "Die Evangelikalen übetreffen
heutezutage bei weitem die Liberalen als religiöse
Neuerer- und Kompromißfreunde", schreibt
Guinness. Und Robert Brown spricht sogar von einer
"evangelikalen Megaveränderung"
(Christianity Today, 19. Febr. 90) .
An den beiden Abenden dieses Seminars sprach
auch der Gastgeber Pastor John MacArthur. Seine
Botschaften waren zutiefst vom Worte Gottes durchdrungen
und rhetorisch brillant. So ziemlich das genaue
Gegenteil der "Electronic Church".
Am Samstag Nachmittag (8. Nov.) gab es dann noch
eine Podiumsdiskussion, wo Leute aus verschiedenen
Ländern zu Wort kamen. Auch mich hatte man
dazu eingeladen und nach meinen Aussagen wurde
ich von etlichen Christen angesprochen, die ebenfalls
Deutsch als Muttersprache hatten. Besonders hatte
mich das Wiedersehen mit Dave Hunt gefreut, einen
der Hauptredner dieses Seminars. Doch hatte ich
ihn die Woche davor schon getroffen. Wie war es
dazu gekommen?
Da mein Buch The Church - Subtly Deceived? endlich
als Ausgabe für Amerika erschienen war, ging
es darum, einen geeigneten Zeitraum für Vorträge
in diesem Zusammenhang zu finden. Nun, Amerika
ist eigentlich mit Predigern und Büchern
übersättigt. Dennoch fand über
frühere Bekannte mein Buch einen gewissen
Verbreitungsgrad. Dann wollte Arno Froese, Leiter
des Mitternachtsrufs von Amerika, mein Buch neu
auflegen. Dies war für mich eine Gebetserhörung
und nun ging es darum, Termine ausfindig zu machen.
Da man nicht mehr so reisen kann wie früher,
nämlich mit Standby-Ticket, war eine genaue
Planung nötig, was aber nicht immer einfach
war, milde formuliert.
Doch dann ergab sich die Teilnahme an der sog.
"Atlantic Coast Prophecy Conference"
des Mitternachtsrufs in Myrtle Beach, das am atlantischen
Ozean liegt. Es waren höchst eindrückliche
Botschaften, die ein aktuelles Bild unserer Zeit
aufzeigten und hier traf ich auch Dave Hunt zum
ersten Mal im Zuge dieser Reise. Da ein Redner
ausfiel, wurde auch ich noch gebeten, einen Vortrag
zu halten und hier ergab sich manche gnädige
Führung des Herrn, über die ich nur
dankbar sein kann. Die Gastfreundschaft der Familie
Froese war vorbildlich, milde gesagt. Das Kennenlernen
und die Gemeinschaft mit den Geschwistern war
ein Geschenk und eine echte Bereicherung.
Von der Atlantikküste ging der Flug nach
Denver, da mein Sohn Andreas in dem Bundesstaat
Colorado ca. ein halbes Jahr bei den Fackelträgern
bleiben wird. Nach Abschluß seines Abiturs
wollte er diese Gelegenheit nutzen, auch um sein
Englisch zu verbessern. Da sich meine Termine
immer mehr Richtung Herbstende verschoben und
Andreas ohnehin plante, Mitte November nach Colorado
zu fliegen, beschlossen wir, die Reise gemeinsam
anzutreten, wobei er sowohl mich als auch ich
ihn begleitete. Von Denver flogen wir dann nach
Los Angeles, wo in der Gemeinde von John MacArthur
als Gastgeber, der besagten Grace Community Church,
das oben erwähnte Seminar stattfand. Obwohl
manches sich anders entwickelte, als ich von meiner
Planung in Deutschland aus annahm, hat der treue
Herr Jesus wiederum große Gnade geschenkt
und so darf ich auf diese Reise, nicht zuletzt
wegen der vielen treuen Beter, dankbar zurückblicken.